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Sonntag Quasimodogeniti „Wie die neugeborenen Kinder“ (1 Petrus 2,2)

von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, SPEICHER (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Begrüßung:

Guten Tag! Ich begrüße Sie zu einer Leseandacht an diesem Sonntag – weil wir (noch) nicht (wieder) auf gewohnte Weise Gottesdienst miteinander feiern können. Danke, dass Sie sich diese rund 15 Minuten Zeit dafür nehmen! Und herzlich Willkommen.

Audio-Datei zu diesem Gottesdienst zum vorlesen lassen
Votum

Im Namen Gottes, des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (Amen)
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat,
der Bund und Treue hält ewiglich und nicht loslässt, was er geschaffen hat. (Amen)

Wochenspruch

"Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.“ (1. Petrus 1, 3)

Lied     LL241

Das Lied wurde eingespielt von unserer Organistin Erika Burnett.

Psalmgebet    Psalm 16

1 Ein güldenes Kleinod Davids. Bewahre mich, Gott; denn ich traue auf dich. /
2 Ich habe gesagt zu dem Herrn: Du bist ja der Herr! Ich weiß von keinem Gut außer dir.
3 An den Heiligen, die auf Erden sind, an den Herrlichen hab ich all mein Gefallen.
4 Aber jene, die einem andern nachlaufen, werden viel Herzeleid haben.
Ich will das Blut ihrer Trankopfer nicht opfern noch ihren Namen in meinem Munde führen.
5 Der Herr ist mein Gut und mein Teil; du hältst mein Los in deinen Händen!
6 Das Los ist mir gefallen auf liebliches Land; mir ist ein schönes Erbteil geworden.
7 Ich lobe den Herrn, der mich beraten hat; auch mahnt mich mein Herz des Nachts.
8 Ich habe den Herrn allezeit vor Augen; er steht mir zur Rechten, so wanke ich nicht.
9 Darum freut sich mein Herz, und meine Seele ist fröhlich; auch mein Leib wird sicher wohnen.
10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.
11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne
zu deiner Rechten ewiglich.

Bildbetrachtung

Werfen Sei bitte mit mir kurz einen Blick auf diesen Adler, weil er nachher im Predigttext
eine Rolle spielen wird: Können wir uns als Menschen vorstellen, welche Anstrengungen er
unternimmt, um sich in die Lüfte zu erheben? Können wir ahnen, welche Kraft dahintersteckt?
Wohl kaum! Wir sind alle keine Adler! Und wieviel ferner noch liegt uns die Vorstellung, was ihn
dazu bringt, sich immer wieder in die Lüfte zu erheben?

Adler in der Luft

Evangelium     Johannes 20, 19-29

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. 21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

24 Thomas aber, einer der Zwölf, der Zwilling genannt wird, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. 25 Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und lege meinen Finger in die Nägelmale und lege meine Hand in seine Seite, kann ich's nicht glauben. 26 Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen, und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27 Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28 Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du? Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Lied     „Er ist erstanden, halleluja!“ (EG116)

Noten  Zum Lied 'Er ist erstanden, Halleluja'

2. Er war begraben drei Tage lang.
Ihm sei auf ewig Lob, Preis und Dank;
denn die Gewalt des Tod's ist zerstört;
selig ist, wer zu Jesus gehört. - Refrain -


3. Der Engel sagte: "Fürchtet euch nicht!
Ihr suchet Jesus, hier ist er nicht.
Sehet, das Grab ist leer, wo er lag:
er ist erstanden, wie er gesagt." - Refrain -

4. Geht und verkündigt, dass Jesus lebt,
darüber freu' sich alles, was lebt.
Was Gott geboten, ist nun vollbracht:
Christ hat das Leben wiedergebracht." - Refrain -

5. Er ist erstanden, hat uns befreit;
dafür sei Dank und Lob allezeit.
Uns kann nicht schaden Sünd' oder Tod,
Christus versöhnt uns mit unserm Gott. -Refrain -

Predigttext    Jesaja Kapitel 40, Vers 26-31

26 "Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat all dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt. 27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem HERRN verborgen, und mein Recht geht an meinem Gott vorüber«? 28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der HERR, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich. 29 Er gibt dem Müden Kraft und Stärke genug dem Unvermögenden. 30 Jünglinge werden müde und matt, und Männer straucheln und fallen; 31 aber die auf den HERRN harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden..“ (Neue Genfer Übersetzung)

Predigt     Liebe Leserin, lieber Leser!

Eine (vermutlich aus Indien stammende) Parabel erzählt von einer Gruppe von Blinden, die einen Elefanten betasten, um diesen beschreiben zu können. Der eine schildert ihn anschließend als Schlange, der andere als Speer. Wieder eine andere glaubt, eine Art Luftfächer ertastet zu haben. Einer schließlich glaubt, einen Baumstamm vor sich zu haben.

Elefanten

Und ich will hier weder die Wahrheitsfrage stellen („Ist Wahrheit relativ?“), noch will ich lapidar folgern: „Alles ist Ansichtssache!“ Ich möchte im Blick auf unseren Bibeltext sagen: Es ist offenbar nicht unwichtig, auf welche Weise ich mich einer biblischen Aussage annähere. Ich bringe immer meine gesamte Geschichte dabei mit. Außerdem ist es von Bedeutung, auf welche Weise Gott mir begegnet. Und es ist schon gnädig, dass er Milliarden von Möglichkeiten kennt! Überhaupt müssen, damit ein Mensch – oder wie in unserem Abschnitt gleich ein ganzes Volk – sich verändert und sich neu auf den Weg der Zuversicht und des Vertrauens macht, schon das Wort (am Besten DAS Wort!) und die Begegnung  (am besten die Begegnung mit IHM!) zusammenkommen!

Lassen Sie mich in aller gebotenen Kürze einen Blick in die jüngste Kirchengeschichte, dann in die Geschichte Israels und schließlich in unser momentanes Erleben werfen.

  1. Der Satz „Hauptsache, dass die Hauptsache die Hauptsache bleibt!“ hat offenbar mehrere Väter und Mütter. Er ist es ja auch wert. Wenn ich davon ausgehe, dass ihn tatsächlich Johannes Busch, ein rheinischer Pfarrer (1905 – 1956), geprägt hat, ist er gar nicht mal so alt und stammt von einem Menschen, der gar nicht mal so alt geworden ist.

    Angesichts von Klagen, Mühen, Vertrauen, Verzagen und ähnlich Grundlegendem und Wesentlichem in biblischen Texten stellt sich mir immer wieder die Frage: „Was ist eigentlich die Hauptsache?“ Da ich in diesen Tagen (und schon früher) oft die Aussage hörte „Hauptsache gesund!“, stellt sich mir diese Frage doppelt. Wie wohl Johannes Busch darauf geantwortet hätte? - Ganz klar. Für ihn war die Hauptsache die „Sache mit Gott“ Ja, er hätte wohl eher noch „Jesus“ geantwortet (obwohl dieser natürlich keine „Sache“ ist) und „ob und wie ich in den Himmel komme“. Dies nebenbei eine grundlegende Frage zumindest in vielen Jesusgeschichten; in der Geschichte Israels ist es die Frage nach dem Hineinkommen und dem Wiederhineinkommen in das von Gott verheißene Land.
     
  2. Denn ein Blick in die Geschichte Israels zeigt, dass es immer wieder lange Zeiten des Wartens gab. Wenn ich allein die Wüstenwanderung und das babylonische Exil nehme, ging es da nicht um ein paar Wochen, sondern um Jahrzehnte, um ein Generationen überdauerndes Harren! Als Hauptsache kristallisierte sich in der Verbannung für Israel die Sehnsucht nach der Freiheit (und nach einem Ort des umfassenden Friedens und der Ruhe) heraus. Ich erinnere mich an Erzählungen von Menschen aus der ehemaligen DDR, die ebenfalls die Sehnsucht nach der Freiheit betonten. Christen, die für die Freiheit auf die Straße gingen, setzten diesen Wert (z. B.) über die körperliche Unversehrtheit und die persönliche Ruhe. Ich betone, dass ich auch Christen kennengelernt habe, für die – zur selben Zeit in derselben Region - nicht die Freiheit das Oberste war.
     
  3. Wenn wir den hebräische Text genauer anschauen, steht nach der Klage und nach dem Fragen des Volkes eine große Verheißung Gottes. Und hier kommt der Adler ins Spiel. Ein Satz, den ich liebe und oft beim Abendmahl zitiere, ist der vom Adler („… dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler!“). Und die besondere Verbform im Hebräischen legt es hier nahe zu übersetzen: „Die auf den HERRN harren, bekommen IMMER WIEDER neue Kraft!“ Kraft, die ein Adler braucht, um sich in die Lüfte (in die Freiheit?) zu erheben. Kraft, die es braucht, den Kopf zu erheben und vielleicht immer wieder einmal das eigene Herz gegen den üblichen Strich zu bürsten und anders als andere zu reden, zu handeln und .. Jesus zu trauen?

Zum Schluss: Was ist die also die Hauptsache? - Ansichtssache? Gewiss wird hier ein schwerkranker alter Mensch anders reden, als einer, der kerngesund in der Blüte seines Lebens steht. Und doch kenne ich Menschen, die inmitten von Krankheit und Sorgen und Geldnöten sagen: „Die Gesundheit und die Sorglosigkeit und die finanzielle Unabhängigkeit sind für mich wichtig, aber nicht das Letzte, nicht das Oberste, nicht der höchste Wert! Denn ich warte ja auf Jesus! Und der ist für mich die Hauptsache!“ (Wenn ER auch, wie gesagt, natürlich keine Sache ist.)

In aller Vorsicht und Vorläufigkeit, weil es mir sowohl gesundheitlich, als auch finanziell doch sehr gut geht, will ich mir den Spruch „Hauptsache gesund!“ nicht zu Eigen machen, sondern mit dem Exilischen Volk des alten Bundes – ja, die Klage anstimmen, meine Fragen ausrufen und – dies vor allem – auf das Kommen des Messias Jeschua hoffen, das für uns Christen ein Wiederkommen sein wird! Und es ist mir wichtig, dass dies immer und immer wieder nur ein – also mein - persönliches Bekenntnis sein kann!

Doch in Kopf und Herz hat sich mir ein Satz aus einer Predigt der vergangenen Wochen festgesetzt, dass es nämlich für einen Zugreisenden, der nach München unterwegs ist, nicht von allerletzter Bedeutung sein kann, dass er seine Fahrkarte nach Hamburg in der Tasche hat und dass er einen bequemen Sitz unter sich sein Eigen nennt hat und dass es schön warm im Zug ist und und und …, sondern dass ihm hoffentlich jemand sagt, dass er im falschen Zug sitzt. Und dass es umgekehrt für den Reisenden, der tatsächlich in Richtung seines angestrebten Zieles unterwegs ist, nicht so erheblich ist, ob er sich rundum wohl dabei fühlt.

Ich bin jedenfalls froh und dankbar, in all dem, was Menschen gerade ängstigt und bedrängt, in einer Gemeinschaft von zielorientiert „auf den Herrn Harrenden“ und um sein Eingreifen Betenden zu leben!

Seien Sie nun von Gott behütet! 

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre Sie in Christus Jesus, dem Gekreuzigten und Auferweckten und Gegenwärtigen! (Amen)

Musik

Vielleicht lesen Sie dies ja zu zweit oder dritt und mögen miteinstimmen in das
Lied „Dank sei dir“ oder es – wenn Sie die Melodie nicht kennen – zu beten:

Dank-sei-dir

Gebet

Dreieiniger Gott,
heute komme ich zu Dir mit meiner Klage, dass diese Welt so gebeutelt ist: Von Armut und Verfolgung, von Krankheit und Krieg. Und ich liege Dir in den Ohren mit all meinen Fragen. (…) Ich komme zu Dir auch mit meinem Dank, dass ich inmitten all des Schweren dieser Wochen und all dessen, was sich mir nicht erschließen will, Dein Wirken erkennen darf. Ich komme zu Dir mit der Bitte, dass Du Kraft schenkst, einen klaren Weg zu gehen. Und dass Du denen Kraft gibst, die in helfenden Berufen arbeiten – und das sind ja viel mehr, als ich normalerweise damit verbunden habe. Und gib den Kranken Kraft zur Genesung oder zum Aushalten oder zu einem vertrauensvollen Abschied. Gib den Besorgten Zuversicht und den Regierenden Maß und Weisheit; und halte das Grauen in Grenzen!

Und mit Worten aus China bete ich:
Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an. Herr, baue deine Gemeinde auf und fange bei mir an. Herr, lass Frieden und Gotteserkenntnis überall auf Erden kommen und fange bei mir an. Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen und fange bei mir an.  (Amen)

Vaterunser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen     Nun will ich Ihnen zusprechen – und nehmen Sie es ruhig ganz persönlich:

Gott, der Herr, segnet dich und behütet dich;
er lässt sein Angesicht leuchten über dir und ist dir gnädig;
er erhebt sein Angesicht auf dich und gibt dir Frieden. (Amen)

Gruß

Ich wünsche Ihnen nun noch von ganzem Herzen
gesunde, gesegnete und des Wiederkommens Jesu gewisse Tage!

Ihr Guido Kohlenberg, Pfr.

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