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Sonntag Jubilate „Die neue Schöpfung“ (2 Kor 5, 17)

von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, SPEICHER (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Begrüßung:

Guten Tag! Ich begrüße Sie zu einer Leseandacht an diesem Sonntag – weil wir (noch) nicht sofort (wieder) auf „reale und leibliche“ Weise Gottesdienst miteinander feiern. Danke, dass Sie sich 15 Minuten Zeit dafür nehmen! Und herzlich Willkommen.

Vorspiel

"River flows in you" eingespielt von Benno Raabe

Votum

Im Namen Gottes, des Vater und des Sohnes und des Heiligen Geistes. (Amen)
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat,
der Bund und Treue hält ewiglich und nicht loslässt, was er geschaffen hat. (Amen)

Wochenspruch

"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden."
(2 Kor 5, 17)

Lied    EG112

„Auf, auf, mein Herz, mit Freuden“ eingespielt von unserer Organistin Erika Burnett.
(EG Nr. 112, Vers 1 + 5 + 6)

 

Psalmgebet    Psalm 66

1 Ein Psalmlied, vorzusingen. Jauchzet Gott, alle Lande! /
2 Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich!
3 Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht.
4 Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen. Sela.
5 Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern.
6 Er verwandelte das Meer in trockenes Land, / sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen.
7 Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, / seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Sela.
8 Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen,
9 der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.
10 Denn du wirst meine Seele nicht dem Tode lassen und nicht zugeben, dass dein Heiliger die Grube sehe.
11 Du tust mir kund den Weg zum Leben: Vor dir ist Freude die Fülle und Wonne zu deiner Rechten ewiglich.

Bildbetrachtung

Werfen Sei bitte mit mir kurz einen Blick auf diese Weinrebe!
Vielleicht erinnern Sie sich auch an eine, die Sie selber einmal betrachtet haben – noch besser!

Bild einer Weinrebe

Was mag der Winzer gearbeitet und gehofft (vielleicht gar gebetet?) haben, bis er dies so sehen konnte?
Was wir hier sehen, war mal miniklein und wird bald köstlicher Wein oder Traubensaft sein!

Evangelium und Predigttext    Johannes 15, 1-8

Jesus sagt: 1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.

Kurzpredigt     Liebe Leserin, lieber Leser!

Siebenmal in diesen acht Versen ist vom „Bleiben“ die Rede. Wer bei etwas oder jemandem bleibt, gilt in unserer Zeit oft als rückständig und unmodern. Und in der Tat braucht es manchmal auch den Aufbruch, das Loslassen. Wenn es um Jesus und die Beziehung zu ihm geht, kann aber nur das Bleiben ganz oben stehen. Und auch für gewisse Haltungen, die wir vertreten, gilt dies wohl in sich verändernden Zeiten!

Und ich merke, es gibt Andachten, Bibelarbeiten oder Predigten, die ich vor Jahren gehört habe und aus denen sich mir ein Gedanke im Kopf oder Herzen festgesetzt hat. Oft weiß ich gar nicht mehr, wer die Aussage zu verantworten hat(te). So ist es auch mit dem BLEIBEN. Ich habe eine Ahnung, wo und wer das war; aber genau weiß ich es nicht mehr. Seitdem lese ich jedenfalls biblische Texte, in denen es um das Bleiben geht – und ganz speziell diese Rede Jesu – noch einmal ganz anders.

Jesus stellt die Beziehung der Jünger zu ihm wie so eine Art Naturgesetz dar. Denn die Rebe kann NATÜRLICH nicht wachsen und heranreifen und Frucht bringen, wenn sie nicht am Weinstock bleibt! Ich weiß nicht, ob ein oder zwei Jünger gedacht haben: „Na, wie soll man da nein sagen!“ Ich weiß aber, dass Jesus in seinen Abschiedsreden – nicht nur bei Johannes die letzten Kapitel vor der Passion – ganz besonders deutlich wird. Alles scheint sich irgendwie zuzuspitzen, zu verschärfen, in eine ganz klare Sicht zu geraten. Wie eine Lupe kommt mir das vor.

In den vergangenen Wochen ging es mir manchmal so. Nicht immer, beileibe nicht. Aber manchmal dachte ich – als mir (und uns allen) Vergnügungen wie Kino und Einkaufsbummel, Begegnungen mit Freunden und Gottesdienste … genommen waren, als würde alles auf ein Thema zugeschnitten. Die Frage kam in mir auf: Nach diesen Monaten wird es dann ja wohl keine Nachrichten mehr gaben! Doch ich meine noch etwas anderes. Ich meine eine Art geistliche Konzentration.

Wer loslassen muss – und oftmals berichten das kranke oder trauernde Menschen – der wird, wenn er sich nicht verzweifelt ablenkt oder ohne gewohnte Ablenkungen zu verzweifeln droht, zu einem konzentrierten Menschen. In dem Wort steckt ja die Ausrichtung auf ein Zentrum!
Ich glaube, dass Jesus seine ziemlich besten Freunde in einer damals wie heute verdichteten Zeit dazu anhält, zu konzentrierten Menschen zu werden. Verliebte und Nerds haben gemeinsam, dass man ihnen gelegentlich vorwirft: „Der / die sieht ja gar nichts anderes mehr!“ Und in gewisser Hinsicht will Jesus genau das: Nichts, aber auch gar nichts, kann und soll diese Verbundenheit trennen, stören oder toppen.

Der christliche Philosoph Sören Kierkegaard aus Dänemark hat einmal gesagt: „Die größte Freiheit eines Menschen ist die Verbundenheit mit Gott!“ Aber warum? Ja, so muss man ja fragen dürfen. Und wenn wir eines lernen in diesen Wochen, dann doch wohl, ehrlich und kritisch zu fragen! - Warum also sagt und will Jesus diese besondere Verbindung? Ich vertraue darauf, dass Jesus nichts aus Selbstzweck sagt. Dass er erst recht keinen Smalltalk macht. Und dass er niemals einfach nur Spaß an der Macht hat. Dann und wenn er es tatsächlich zutiefst gut mit den Seinen meint, dann kann es nur um das Leben an sich gehen.

Das echte Leben strömt in der Verbundenheit mit Jesus. Diese Kraft, die vom Weinstock zu den Reben fließt und schließlich Frucht hervorbringt, kann man biblisch mit zwei Worten und mit einer Person beschreiben. Das ist der HEILIGE GEIST! Der Heilige Geist ist Gottes Person gewordene Kraft, die die Verbundenheit mit Jesus belebt und saftige Früchte hervorbringt. Die sehen dann natürlich anders aus als diese Trauben. Die werden vielmehr andere dazu bringen, dass sie sagen: „Seht, wie haben sie einander so liebt!“ (und sie werden es dann nicht ironisch meinen!) Sie werden sagen: „Na, wenn das keinen Frieden atmet, wie dieser Mensch lebt!“ Oder auch „Wie freundlich sie doch nach vier Stunden hinter der Kasse noch ist!“ Oder „Solch ein Gottvertrauen wie dieser Todkranke – das hätte ich auch gerne!“ - Solche und ähnliche Früchte zählt der Apostel Paulus Galaterbrief (Kapitel 5, Vers 22) auf.

Dass Sie sich nach dieser Verbundenheit mit Jesus ganz neu oder zum allerersten Mal ausstrecken – das wünsche ich Ihnen. Und dass Sie erleben, wie ganz selbstverständlich aus dieser Verbindung zu Jesus Früchte herauswachsen, die Sie selber und andere zum Staunen nötigen! - Seien Sie von Gott behütet!

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre Sie in Christus Jesus, dem Gekreuzigten und Auferweckten und Gegenwärtigen! (Amen)

Lied    EG659

„Ins Wasser fällt ein Stein“ eingespliet von Erika Burnett

Gebet

Dreieiniger Gott,
heute komme ich zu Dir mit meiner Last, bringe Dir in der Stille all das Belastende der vergangenen Tage und auch das, was seit Jahren wie ein Stein auf meiner Seele liegt – im Vertrauen darauf, dass Du die Last wegnehmen willst und die Schuld vergeben.

(STILLE)
Ich danke Dir für Deine klare Rede. Ich danke für verantwortliche Politiker – konkret für die Lockerung der Corona-Regeln. Nun schenk der Welt die Verbindung zu Dir und fang bei mir an! Ich bete in der Stille für Freunde und Familienangehörige
(STILLE)
Und wo immer ich loslassen muss, schenk mir die Verbundenheit mit Dir!  vollen Abschied. Gib den Besorgten Zuversicht und den Regierenden Maß und Weisheit; und halte das Grauen in Grenzen!

Und mit Worten aus China bete ich:
Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an. Herr, baue deine Gemeinde auf und fange bei mir an. Herr, lass Frieden und Gotteserkenntnis überall auf Erden kommen und fange bei mir an. Herr, bringe deine Liebe und Wahrheit zu allen Menschen und fange bei mir an.  (Amen)

Vaterunser

Vater unser im Himmel
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen     Nun will ich Ihnen zusprechen – und nehmen Sie es ruhig ganz persönlich:

Gott, der Herr, segnet dich und behütet dich;
er lässt sein Angesicht leuchten über dir und ist dir gnädig;
er erhebt sein Angesicht auf dich und gibt dir Frieden. (Amen)

Gruß

Ich wünsche Ihnen nun noch von ganzem Herzen
Tage der Zuversicht, der Frucht und der Verbundenheit mit Jesus!

Ihr Guido Kohlenberg, Pfr.

Nachspiel

Klavierstück - "Solitude" eingespielt von Benno Raabe

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