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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, SPEICHER (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    JEREMIA 1, 4-10
4 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 5 Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. 6 Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. 7 Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. 8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. 9 Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. 10 Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.
Onlinepredigt     Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Geschwister, liebe Gäste,

zwei Männer unterhalten sich; ich höre zu.
Der eine – eher klein und dünn – staunt über die kräftige, tiefe Stimme des anderen hinter seiner Maske. Und er spricht von dem gewaltigen „Resonanzkörper“ dieses Mannes. So sei das ja auch nicht erstaunlich… Der Prophet Jeremia wurde auch zu solch einem „Resonanzkörper“, einem Resonanzkörper des Wortes Gottes sozusagen. Und das schon früh! Besonders seine Leidensgeschichte und seine Klagelieder sind sprichwörtlich geworden. Seine Berufungsgeschichte ist wohl vergleichsweise unbekannt. – Oder? - In meinem eigenen Leben spielt sie früh schon eine Rolle, an die ich durch die Predigtvorbereitung wieder erinnert wurde.

Dieser Bibelabschnitt ist uns empfohlen: JEREMIA 1, 4-10

4 Und des HERRN Wort geschah zu mir: 5 Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete, und sonderte dich aus, ehe du von der Mutter geboren wurdest, und bestellte dich zum Propheten für die Völker. 6 Ich aber sprach: Ach, Herr HERR, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. 7 Der HERR sprach aber zu mir: Sage nicht: »Ich bin zu jung«, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. 8 Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der HERR. 9 Und der HERR streckte seine Hand aus und rührte meinen Mund an und sprach zu mir: Siehe, ich lege meine Worte in deinen Mund. 10 Siehe, ich setze dich heute über Völker und Königreiche, dass du ausreißen und einreißen, zerstören und verderben sollst und bauen und pflanzen.

Wie unterschiedlich Gott doch beruft – und welch unterschiedliche Menschen: Mose, ein Schafhirte begegnet Gott in einem brennenden Dornenstrauch. Abraham, der bisher nur Hausgötzen kannte, wird von einem Gott angesprochen, der ihn auffordert, Land, Heimat und Verwandtschaft zu verlassen. Jesaja sieht im Tempel eine mächtige Engelsvision von Wesen, die nicht nur zwei, sondern gleich sechs Flügel haben. Maria bekommt als unberührtes Mädchen den Auftrag, den Messias zur Welt zu bringen. Und Paulus schmeißt es vom Pferd, während ihm der begegnet, den er seit Langem verfolgt. Das macht mir … Angst. So mächtig ist Gott! Und doch macht es mir – manchmal jedenfalls – auch Mut. Denn – lasst uns genauer hinschauen – es ist ja so:

Gott beruft per Ultraschall

Gott ist der, der ihn schon kannte, als seine Eltern noch gar nicht wussten, dass sie ein Kind erwarteten. Wieder mal reiben sich Naturwissenschaft und Glaube an einen allmächtigen Gott. Und dieser Reibung müssen sich ehrliche Christen immer wieder aussetzen. Denn das ist mehr als poetische Sprache. Es greift einfach bewusst über unser Wissen und Verstehen hinaus:
„Und wenn du noch so früh ansetzt – ich war schon früher. Und wenn du noch so groß denkst – ich bin noch größer!“ Wenn Gott beruft, ist das deshalb auch immer etwas anders, als wenn wir jemanden bitten (oder sogar berufen, wie es auch christliche Gemeinden manchmal machen). Gottes Berufung versetzt zugleich in den entsprechenden Stand! In den Stand eines von Gott berufenen Menschen. „Ich lege mein Wort in deinen Mund!“

Gott beruft inmitten meiner Zweifel

„Ich bin jung!“ sagt Jeremias. Übrigens nicht „zu jung“ steht da im hebr. Text. So ist auch die Reaktion Gottes ein wenig anders zu hören: „Sag nicht <<Ich bin jung>>!“ Ja, stimmt! – soll das heißen - Du bist tatsächlich jung! Aber Du brauchst das gar nicht zu sagen, weil es um etwas ganz anderes geht, als um Dein Lebensalter, Deine berufliche Qualifikation und Deine Fähigkeiten! MEIN URALTER, MEINE QUALIFIKATION ALS ALLMÄCHTIGER GOTT + MEINE FÄHIGKEITEN RELATIVIEREN DAS DOCH ZIEMLICH.

Alle Propheten erheben in der Bibel einen Einwand. (Eine Ausnahme macht Samuel; aber der hatte auch besonders früh angefangen, auf Gott zu hören!) Alle anderen erheben Einspruch, weisen die Berufung weit von sich. Keiner sagt: „Super! Da habe ich schon lange drauf gewartet. Dann lass uns mal loslegen, Gott!“ Und krempelt begeistert die Ärmel hoch. Es ist eher wie ein Muster an Zögerlichkeit und Selbstzweifeln – auch wenn einer meint, er könne nicht reden, der andere seine Jugend vorbringt, ein Dritter sich nicht für rein genug hält und Jona gleich davonläuft.
Natürlich ist es besonders bei Jeremia im Nachhinein verständlich. Nicht nur, dass wir ein ganzes biblisches Buch der KLAGELIEDER JEREMIAS haben. Er muss auch einiges auf sich nehmen, um seinen Leuten von Gott zu erzählen. Er wird massiv bedroht, wird in eine Schlammgrube geworfen und muss einmal sogar ins Gefängnis, wo ihm Hals und Hände in den Stock geklemmt werden. Und so klagt er immer wieder heftig über die Last des Amtes.

Gott beruft weit über mein kleines Leben hinaus

Aber (!) - Gott hält fest an seiner Berufung - und das im Falle Jeremias über 40 Jahre hinweg. (Was nebenbei bestätigt, dass er zu Beginn recht jung gewesen sein muss!) Und was er dem Jeremia sagt, gilt nicht nur für Juda und Israel. Ungeschminkt gibt er an die Völker im Umfeld – man sprach auch von „Weltreichen“ - das was Gott ihm ungeschminkt sagte, ebenso weiter. Das gilt dann auch nicht nur für ein paar Wochen oder Monate. Weit über sein kleines Leben hinaus reicht dieser Ruf Gottes. Und er gipfelt in dem neuen Bund (Jer 31, 31), der ins Herz geschrieben wird und für messianische Juden schon auf Jesus hindeutet. Man übersetzt Jeremias‘ Namen mit „Jahwe gründet“ oder „Gott möge erheben“ – und hier zeigt sich auch schon früh, was Gott doch an Großem mit ihm vorhatte. („Alles wird einmal gut werden!“)

Zum Schluss

Und jetzt komme ich noch einmal zum „Resonanzkörper“: Ich liebe Trommeln jeder Art. Die klingen einfach toll! Und jede ein wenig anders. Allerdings - ohne meinen „Handschlag“ passiert - - - rein gar nichts! Es kommt kein Tönchen heraus. (Ohne die Trommeln geht’s allerdings auch nicht…)

Wie steht es um uns, wenn denn das „Priestertum aller Gläubigen“ noch eine Bedeutung hat? Sind wir eine Gemeinschaft von Resonanzkörpern des Heiligen Geistes? Das wäre schon was! Wenn wir einen letzten Blick auf den jungen Jeremia werfen, können wir uns ein wenig besser vorstellen, wie das wohl aussehen würde: Die Ohren geöffnet, das Herz empfänglich, am richtigen Platz, von der Familie vorbereitet – eine Botschaft empfangen, die über unser eigenes Leben hinausreicht, obwohl es unser eigenes Leben zutiefst betrifft und auch zukünftig verändern wird. ( - - - )

Ich bete

Dreieiniger Gott, der Du die Macht hast, aufblühen oder verdorren zu lassen, Wachstum oder Vernichtung wirkungsvoll auszusprechen: Wir sehen, wie Du durch einzelne ganze Völkerschaften ins Gewissen redest – ob in biblischen Zeiten oder in der Geschichte unseres Volkes. So gib uns nun offene Ohren – vor allem, falls Du zu uns reden willst – und schenke uns ein empfängliches Herz. Lass dein Wort lebendig werden unter uns. (Wir halten einen Moment aus in der Stille des Hörens auf Gott / STILLER MOMENT) - Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle unsere Vernunft, der bewahre Sie in Christus Jesus, dem Gekreuzigten und Auferweckten und Gegenwärtigen! (Amen)

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