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Predigt zum 13. Sonntag nach Trinitatis

von Pfarrerin z.A. SONJA MITZE (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    APG 6,1-7
1 In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. 2 Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen. 3 Darum, liebe Brüder, seht euch um nachsieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Geistes und Weisheit sind, die wollen wir bestellen zu diesem Dienst. 4 Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.
5 Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen
Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und
Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Proselyten aus Antiochia.
6 Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf.
7 Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.
Onlinepredigt

Liebe Leserinnen und Leser! Liebe Schwestern und Brüder!

Mit dem Hungrigen das Brot brechen, das ist etwas, was schon im Judentum eine wichtige Rolle spielte und schon die erste christliche Gemeinde in Jerusalem hat die Praxis der Armenfürsorge übernommen. Niemand in der Gemeinde soll hungern oder Not leiden. Besonders verwitwete Frauen waren auf diese Unterstützung angewiesen. Und so war es neben dem Dienst am Wort, also der Verküngigung des Evangeliums und dem Gebet, eine wichtige Aufgabe der Gemeinde, den Dienst an der Tafel zu versehen. Und so ähnlich gibt es das in vielen deutschen Städten auch heute: die Tafel, wo bedürftige Menschen Lebensmittel bekommen können. Vielleicht müssen wir uns auch eher eine Art Suppenküche vorstellen, wo man sich an einen Tisch setzten und sich satt essen konnte. Wie auch immer dieser Tischdienst ausgesehen hat, das Prinzip war klar: wer bedürftig war sollte satt werden.

Prima Konzept eigentlich und genau das, was man so unter tätiger Nächstenliebe versteht. Aber: in der Praxis hat das Ganze wohl nicht so gut funktioniert, was in der Jerusalemer Gemeinde so richtig für Unmut gesorgt hat. Die Gemeinde hatte inzwischen derart Zulauf, so berichtet Lukas in der Apostelgeschichte, dass es eine stattliche Anzahl Gemeindeglieder gab. Und offenbar hatten sich in der Gemeinde 2 Gruppen gebildet: eine aus aramäisch sprechenden Judenchristen und eine aus griechisch-sprachigen Judenchristen.

Ein bisschen können wir das hier in Bitburg vielleicht noch nachvollziehen, denn es gibt eine doch recht große Anzahl von Gemeindegliedern, die aus den Ländern der ehemaligen UdSSR hierhergekommen sind. Und viele von ihnen sprachen damals, als
sie herkamen, kaum Deutsch. Ich habe allerdings das Gefühl, dass das Zusammenleben hier in der Gemeinde gut klappt und harmonisch ist. Das war in Jerusalem allerdings irgendwann nicht mehr so. Die griechischsprachigen Juden der Gemeinde beschwerten sich, dass ihre Witwen beim Tischdienst übergangen wurden.

Dies und die Lösung, die dafür gefunden wurde, berichtet der Evangelist Lukas in seiner Apostelgeschichte im 6. Kapitel in den Versen 1-7:

1 In diesen Tagen aber, als die Zahl der Jünger zunahm, erhob sich ein Murren unter den griechischen Juden in der Gemeinde gegen die hebräischen, weil ihre Witwen übersehen wurden bei der täglichen Versorgung. 2 Da riefen die Zwölf die Menge der Jünger zusammen und sprachen: Es ist nicht recht, dass wir das Wort Gottes vernachlässigen und zu Tische dienen. 3 Darum, liebe Brüder, seht euch um nachsieben Männern in eurer Mitte, die einen guten Ruf haben und voll Geistes und Weisheit sind, die wollen wir bestellen zu diesem Dienst. 4 Wir aber wollen ganz beim Gebet und beim Dienst des Wortes bleiben.
5 Und die Rede gefiel der ganzen Menge gut; und sie wählten Stephanus, einen
Mann voll Glaubens und Heiligen Geistes, und Philippus und Prochorus und
Nikanor und Timon und Parmenas und Nikolaus, den Proselyten aus Antiochia.
6 Diese stellten sie vor die Apostel; die beteten und legten ihnen die Hände auf.
7 Und das Wort Gottes breitete sich aus, und die Zahl der Jünger wurde sehr groß in Jerusalem. Es wurden auch viele Priester dem Glauben gehorsam.

Ganz ehrlich: irgendwie finde ich es total beruhigend, dass schon in der Urgemeinde nicht alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ war. Ich finde, das nimmt uns heute auch einigen Druck raus, wenn es in unseren Gemeinden mal nicht so harmonisch zugeht, wie wir uns das vielleicht wünschen. Lukas schiebt ja gleich vorweg, woran es seiner Meinung nach gelegen hat: daran, dass die Zahl der Jünger, also der Christinnen und Christen, in Jerusalem zunahm. Eigentlich ja super, wenn die Gemeinde so wächst, wenn so viele zu Jesus gehören wollen. Aber je mehr Menschen zusammenkommen, desto schwieriger wird bisweilen auch das Zusammenleben. Da hat jeder so seine Eigenheiten und seine Empfindlichkeiten, seine Meinung, wie es laufen müsste oder eben nicht. Vielleicht kennen Sie das ja schon aus der eigenen Familie, aber wenn dann noch mehr Menschen zusammenkommen, potenziert sich das Ganze.

Und noch etwas an der Art, wie Lukas von diesen Unstimmigkeiten und Unzufriedenheiten berichtet, finde ich entlastend: Ich habe das Gefühl, dass er es gar nicht als so schlimm empfindet, dass es in der Urgemeinde Probleme gab. Jedenfalls habe ich den Eindruck, dass er sehr freimütig und offen darüber berichtet. Ich denke, das liegt daran, dass Lukas den Fokus nicht auf das Problem legt, dass es gab, sondern auf die Lösung. Und das ist etwas, wovon ich mir eine dicke Scheibe abschneiden und mit nach Hause nehmen will! Wie oft ertappe ich mich dabei, dass ich mich tagelang über ein Problem beklage und mich dabei immer tiefer da hineinbohre statt meine Energie darauf zu verwenden, nach einer Lösung zu suchen.

Und auch in Punkto Problemlösung können wir etwas von der Urgameinde lernen, wie ich finde.

1. Schritt: Miteinander reden!

Ganz wichtig! Nicht übereinander reden, sich übereinander beschweren, sondern alleBeteiligten an einen Tisch bringen und gemeinsam nach einer Lösung suchen. Die Apostel berufen, sobald ihnen das Problem zu Ohren kommt, eine Gemeindeversammlung ein.

2. Schritt: Offenheit und Delegieren!

Die 12 Apostel sagen ganz klar, was sie leisten können und was nicht: wenn wir uns um die Armenspeisung kümmern, dann müssten wir unseren Dienst am Wort Gottes vernachlässigen. Das wäre nicht gut. Deshalb schlagen sie vor, den Tischdienst zu delegieren.

3. Schritt: Anhörung

Die Gemeinde wird um ihre Meinung gebeten und erst als alle einverstanden sind, wird der Lösungsvorschlag in die Tat umgesetzt. Ich gebe zu: so einfach wie Lukas es hier erzählt (die Rede gefiel der ganzen Menge gut), ist es bei uns freilich in der Regel nicht. Da wird oft um die beste Lösung gerungen und am Ende gibt es oft nur einen Mehrheitsentscheid, dem sich die anderen beugen müssen. Dennoch ist es wichtig, zusammenzukommen und zu hören, was jeder und jede Einzelne zu sagen hat. Und da ist es manchmal schon schade, wenn nur ein Bruchteil der Gemeindeglieder dieses Recht wahrnimmt und zur Gemeindeversammlung kommt.

4. Schritt: Umsetzung

Auch ziemlich wichtig, denn was nützt die schönste Lösung, wenn sie dann nicht umgesetzt wird. Und auch am Lösungsvorschlag der Apostel gibt es durchaus noch etwas, was sich auch auf heutige Zeit übertragen lässt: Die Last der Arbeit wird nicht nur einer Person zugemutet, sondern wird auf viele, in diesem Fall: auf 7 Schultern verteilt. Allesamt stammen die ausgewählten Männer, das kann man an ihren Namen ablesen, aus der Gruppe der griechisch-sprachigen Judenchristen. Es wird das Problem also nicht für diese Gruppe, sondern mithilfe der Gruppe gelöst. Auch etwas, was wichtig ist und oft übersehen wird: das Problem nicht für die Betroffenen lösen, sondern sie in die Eigenverantwortung zu holen. Und eigentlich könnte man an dieser Stelle schließen und sagen: Problem gelöst!

Tut Lukas aber nicht, sondern er berichtet uns noch über einen
5. Schritt, den ich jetzt mal „Bitte um Gottes Beistand“ genannt habe.

Die Apostel beteten und legten ihnen die Hände auf. Eine Art Ordination, Amtseinsetzung oder, wenn einem diese Worte zu groß erscheinen: eine Bitte um Gottes Segen für die Menschen und die Arbeit, die sie übernommen haben. Und auch das finde ich wichtig im Blick zu behalten: Dass wir nicht allein sind, weder mit unseren Aufgaben noch mit unseren Problemen, sondern dass wir Gott jederzeit um Hilfe und Unterstützung bitten können. Und wie sagt ein Presbyter aus Gerolstein noch immer? Es gibt keine Probleme,nur Herausforderungen! In diesem Sinne wünsche ich uns viel Erfolg bei allen Herausforderungen, denen wir uns in nächster Zeit stellen müssen, sei es in der Gemeinde, privat oder beruflich.

Amen

Ich wünsche Ihnen einen gesegnten Sonntag und eine gute neue Woche!

Ihre Vertretungspfarrerin Sonja Mitze

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