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von Prädikant Friedrich Gasper (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Lesung:     1. Mose 2,4b-9+15+18-25
Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen. Denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Strom stieg aus der Erde empor und tränkte das ganze Land.
Da machte Gott der Herr den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. Und Gott der Herr ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen.
Und Gott der Herr nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte.
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht.
Und Gott der Herr machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen.
Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen wurde keine Hilfe gefunden, die ihm entsprach.
Da ließ Gott der Herr einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.
Da sprach der Mensch: Die ist nun Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist.
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.
Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.
Predigt:

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen

Liebe Gemeinde,

unser Predigttext führt uns zurück an den Anfang der Geschichte, als Gott der Herr Erde und Himmel machte. Obwohl er in der Bibel an zweiter Stelle steht, ist er vermutlich der ältere Schöpfungsbericht. Er beschäftigt sich im Wesentlichen mit dem, was im ersten Bericht als der 6. Tag beschrieben wird. Es geht um die Erschaffung des Menschen. Dabei gibt es scheinbar Widersprüche zum ersten Bericht insbesondere was die Reihenfolge der Schöpfungsakte angeht.
Diese Widersprüche lösen sich leicht auf, wenn man sich darüber klar wird, dass die Bibel weder ein Geschichtsbuch noch eine naturwissenschaftliche Abhandlung ist. Sie ist das Wort Gottes, das uns offenbart, wie unser Verhältnis zu ihm ist. Zeit und zeitliches Aufeinanderfolgen von Ereignissen spielt ja nur für uns Menschen eine Rolle, weil unsere Zeit beschränkt ist. Gott dagegen ist zeitlos. Er war immer, er ist immer und er wird immer sein. Machen wir uns also keine Gedanken über die Zeit sondern betrachten lieber, was Gott uns sagen will.
Das erste, was wir erfahren ist, das, was wir auch in unserem Eingangsvotum bekennen. Gott ist der Herr, der Himmel und Erde gemacht hat. Es folgt die Beschreibung des Urzustandes, bevor es eine Vegetation gab. Es gab auch noch keine Menschen, die diesen Zustand veränderten. Trotzdem wirkt das auf mich nicht kahl und leer. Ich denke vielmehr an ein frisch gepflügtes Feld an einem Frühjahrsmorgen. Da kann man den ursprünglichen Duft der Erde noch wahrnehmen.
Anders als im ersten Schöpfungsbericht, kommt unser Predigttext dann aber gleich zum Wesentlichen der ganzen Schöpfung. Hier steht der Mensch im Mittelpunkt. Es wird beschrieben, wie er gemacht wurde und wie ihn Gott dann mit allem versorgte, was er braucht.  
Zunächst ist der Mensch etwas Irdisches. Der Name Adam kommt von dem hebräischen Wort „ Adamah“, was so viel wie Erde oder Erdboden bedeutet.  Man kann den Namen Adam mit  „Erdling“ oder „von der Erde genommen“ übersetzen.

Diesem Erdling haucht Gott seinen Odem, dass heißt seinen Geist ein und nur dadurch wird er ein lebendiges Wesen.  Dieser Odem Gottes, macht den Unterschied. Im Weiteren wird ja auch berichtet, das Gott die Tiere ebenfalls aus Erde formte und die Tiere lebten ja auch. Wir müssen hier zwei Arten von Leben unterscheiden. Da ist das biologische Leben, das der Mensch mit den Tieren gemeinsam hat. Aber anders als die Tiere, hat der Mensch noch ein geistiges Leben. Das ist gemeint, wenn Moses schreibt „und so wurde der Mensch ein lebendiges Wesen“. Dieser Geist Gottes, ist nun auch ein Teil des Menschseins. Er ist das Interface für unsere Kommunikation mit Gott. Das unterscheidet den Menschen von den Tieren. Menschen suchen den Kontakt zu etwas Höheren. Goethe hat das so formuliert:

Der Mensch soll immer streben zum Besseren; und wie wir sehen, er strebt auch immer dem Höheren nach.

Bei Jeremias lesen wir:

Ich will meine Gesetze in ihren Sinn geben, und in ihr Herz will ich sie schreiben und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.

Dieses geistige Leben ist das Leben, das durch den Sündenfall verloren ging und das uns durch Jesus Christus wieder geschenkt wurde. Es ist das durchgehende Thema der ganzen Bibel im Alten und im Neuen Testament und das eigentlich Wichtige unseres Menschseins.
Das heißt aber nicht, dass Gott unsere irdischen Bedürfnisse egal sind. Wir haben in der Schriftlesung gehört, was Jesus dazu sagt:

Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?

Gott kümmert sich auch um unser biologisches Leben. Für Adam hat Gott einen ganzen Garten gepflanzt, den Garten Eden. Eden kommt vom babylonischen „edenu“ und bezeichnet grünes Land aus dem Wasser hervorquillt. Man könnte das also auch mit Oase übersetzen. In diesen Garten setzte er den Menschen, dass er ihn bebaue und bewahre.

Der Garten Eden war also kein Schlaraffenland. Auch wenn Gott sich um die Ernährung Adams kümmerte und den Garten anpflanzte war schon vorgesehen, das Adam etwas zu seiner Erhaltung tun sollte. Arbeiten gehört also von Anfang an zum Leben eines Menschen und bedeutet nicht zwangsläufig auch Mühsal. Arbeit kann auch Freude machen. Es gibt Menschen, die psychisch krank werden, wenn sie keine Arbeit mehr haben, weil arbeiten für sie zum Sinn ihres Lebens gehört. Das gilt vor allem für viele ältere Menschen, die sich ohne sinnvolle Beschäftigung nutzlos fühlen und deren Selbstwertgefühl dadurch leidet. Es ist eben ein großer Unterschied, ob ich arbeiten darf oder arbeiten muss. Vor dem Sündenfall war die Arbeit im Garten Eden jedenfalls keine Mühsal sondern eine Freude.
Es spricht vieles dafür, dass Adam als Veganer vorgesehen war. In der Bibel wird Fleisch erst nach der Sintflut für die Nachkommen Noahs genannt als Nahrungsquelle genannt.

Alles, was sich regt und lebt, das sei eure Speise; wie das grüne Kraut habe ich’s euch alles gegeben. Allein das Fleisch mit seinem Leben, seinem Blut, esst nicht!

Ich denke, dass Reihenfolge hier im zweiten Schöpfungsbericht auch eher bestimmt ist von dem, was für das Menschensein wichtig ist. Der Mensch braucht einen Körper. Den hat Gott aus irdischem Material geformt. Damit er dann ein Mensch wird, der sich von anderen Lebewesen unterscheidet, brauch er die Beziehung zu Gott, die ihm durch den Odem Gottes gegeben wurde. Zur Erhaltung des Körpers braucht er irdische Nahrung und für seinen Geist braucht er Nahrung, nämlich ein soziales Umfeld. Dafür hat Gott zunächst mal die Tiere geschaffen. Das sie auch als Nahrungsquelle dienen können, ist am Anfang der Schöpfung nicht vorgesehen. Das änderte sich, wie gesagt, erst viele Jahre später, nach der Sintflut. Hier waren die Tiere vorgesehen als Hilfe gegen die Einsamkeit des Adams. Aber keines der Tiere, die Gott schuf und Adam vorstellte war wirklich dazu geeignet, weil kein Tier dem Adam entsprach. Das war auch nicht anders zu erwarten, denn Tiere waren in der Hierarchie unter Adam und Gott war über ihm. Es gab kein Wesen, das auf seiner Ebene war. Ihm fehlte im wahrsten Sinne des Wortes ein Mitmensch.

Als Adam alle Tiere kennen lernte und ihnen jeweils einen Namen geben konnte wurde ihm vermutlich seine Einzigartigkeit aber auch seine Einsamkeit erst so richtig bewusst. Gott wusste das, was Adam erst jetzt erkannte natürlich schon vorher und hatte schon längst beschlossen dem einsamen Adam zu helfen. Sein Beschluss lautete: Ich will ihm eine Hilfe machen, die ihm entspricht. Dieser Satz ist bei vielen Theologen oft Gestand kontroverser Diskussionen über die Stellung der Frau. Über Jahrhunderte hinweg wurde daraus, meiner Meinung nach zu Unrecht, eine untergeordnete Stellung abgeleitet. Als Begründung wird oft angeführt, dass Luther das hebräische Wort „Ezer“ mit Gehilfin übersetzte. Im Alten Testament wird mit „Ezer“ aber meistens die Hilfe bezeichnet, die von Gott kommt. Gottes Hilfe kann man nun wirklich nicht als ungeordnet bezeichnen.

Es spricht aber noch mehr dafür, dass Mann und Frau als gleichberechtigte Partner konzipiert waren. Im ersten Schöpfungsbericht steht ja auch das Gott die Menschen erschuf als Mann und Frau. Von einer Hierarchie war da keine Rede. Im Gegenteil, beide bekamen den Auftrag „Seid fruchtbar und mehret euch“ und das ist ein Auftrag, den weder ein Mann noch eine Frau allein erfüllen kann. Erst mit der Erschaffung der Frau ist die auch Erschaffung Menschheit vollendet. Mann und Frau ergänzen sich nicht nur bei der Fortpflanzung sondern auch bei der Gestaltung und Bewahrung der Erde. Der Auftrag „Macht euch die Erde untertan“ geht ausdrücklich an beide und nicht nur an den Mann. Die Erde bebauen und bewahren können Erst wenn beide ihre unterschiedlichen Fähigkeiten bündeln und auf ein gemeinsames Ziel richten wird das Ergebnis erst richtig gut. Es braucht eben Teamwork. Im ersten Schöpfungsbericht findet man dazu eine kleine sprachliche Feinheit. Bei allen vorhergehenden Schöpfungen steht: „Und Gott sah das es gut war“ Nur bei der Erschaffung der Menschen nach seinem Bilde als Mann und Frau steht dann: „Und siehe es war sehr gut.“

Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm.

Diese Stelle war für Generationen von Bibelauslegern der Grund Eva als das Anhängsel des Mannes, ein Mensch zweiter Klasse zu betrachten. Sie argumentierten, dass Gott sich bei Adam noch richtig viel Mühe gegeben hätte, seine ganze Kreativität eingesetzt habe um etwas völlig Neues erschaffen und bei Eva hätte er nur die Vorlage variiert. Das ist natürlich völliger Unsinn. Gottes Schöpferkraft ist sein Wille. Wenn Gott etwas will, dann ist es da und kostet ihn keine Mühe.
Es stimmt, dass Gott die Frau nicht wie Adam und alle anderen Lebewesen aus Erde erschaffen hat. Ich denke dass ein Grund dafür ist, dass die Frau kein zweiter Adam sondern eine Partnerin werden sollte, die Adam einerseits gleicht aber andererseits auch ein völlig eigenständiges Wesen ist.

So kann ich mir den Jubelschrei Adams erklären, als  er Eva erblickte.
Endlich war sie da, die ideale Partnerin, die ihm gleichwertig war, Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch also ein Teil von ihm. Man kann aber auch umgekehrt denken, dass er ein Teil von ihr ist. Manche Männer nennen ihre Frau gerne ihre bessere Hälfte. Die Begriffe Mann und Männin sind hier die Wiedergabe des hebräischen Wortspiels ish / isha. Aus ish Mann wird durch das a die weibliche Form isha. Dadurch wird, wie auch im letzten Abschnitt, noch einmal die Gleichwertigkeit von Mann und Frau betont. „Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.“ Hatte man in den vorherigen Stellen, die Frau als Anhängsel des Mannes gesehen, ist es hier genau umgekehrt. Hier ist der Mann ein Anhängsel der Frau. Ich denke, dass nach Gottes Willen eigentlich niemand von beiden ein Anhängsel des anderen ist sondern beide eine neue eigene und unabhängige Einheit bilden. 

Und der Friede Gottes, der höher ist als all unsere Vernunft möge unsere Herzen und Sinne bewahren in Jesus Christus.
Amen.

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