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Letzter Sonntag des Kirchenjahres Predigt von Pfrarrer i.P. László Szilágyi

Predigttext     Offenbarung 21.1-7
1 Dann sah ich einen neuen Himmel und eine neue Erde. Der erste Himmel und die erste Erde waren verschwunden und das Meer war nicht mehr da. 2 Ich sah, wie die Heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkam. Sie war festlich geschmückt wie eine Braut für ihren Bräutigam. 3 Und vom Thron her hörte ich eine starke Stimme rufen: »Dies ist die Wohnstätte Gottes bei den Menschen! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein. Gott selbst wird als ihr Gott bei ihnen sein. 4 Er wird alle ihre Tränen abwischen. Es wird keinen Tod mehr geben und keine Traurigkeit, keine Klage und keine Quälerei mehr. Was einmal war, ist für immer vorbei.« 5 Dann sagte der, der auf dem Thron saß: »Gebt Acht, jetzt mache ich alles neu!« Zu mir sagte er: »Schreib dieses Wort auf, denn es ist wahr und zuverlässig.« 6 Und er fuhr fort: »Es ist bereits in Erfüllung gegangen! Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende. Wer durstig ist, dem gebe ich umsonst zu trinken. Ich gebe ihm Wasser aus der Quelle des Lebens. 7 Alle, die durchhalten und den Sieg erringen, werden dies als Anteil von mir erhalten: Ich werde ihr Gott sein und sie werden meine Söhne und Töchter sein.
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,

ich weiß heute noch, wie wir, als wir noch Kinder waren, auf meinen Vater gewartet haben. Er ist zuvor zum Pfarrkonvent in eine in der Nähe liegende Stadt gefahren. Wir hörten das Schloss als er es öffnete, und schreiend rannten wir ihm mit der Frage entgegen: was hast du uns mitgebracht? Und die Enttäuschung war immer groß als wir seine Antwort hörten: ich habe mich selbst gebracht. Es war natürlich nicht möglich den acht Kindern jedes Mal was mitzubringen. Doch, wir sehnten uns immer nach was Neuem, nach etwas was anders ist, als das was wir schon besaßen.

So komisch es sich anhört, verlässt man diese kindliche Sehnsucht nach etwas Neuem mit der Zeit. Wie die Jahre vergehen, haben wir Menschen, die Meisten zumindest, immer weniger Interesse nach was Neuem. Nach einer bestimmten Alter stellen wir fest: uns stört nicht, wenn unser Umfeld so bleibt, wie wir uns daran gewöhnt haben. Später wird es dann noch deutlicher: wir setzen alles in Bewegung, und stimmen alles Neue ab, damit alles, wie gewohnt, schön beim Alten bleiben kann.

Lasst uns ehrlich sein: kommt euch diese Verhaltensweise irgendwie bekannt vor? Das gilt nämlich in der Familie, wie auch in der Gemeinde gleichstark. Die ständigen Diskussionen über alte Lieder / neue Lieder, alte Liturgie / und die eventuelle neue Liturgie usw. In einer Gemeinde wollten z.B. unsere Geschwister die alten Bänke nicht austauschen lassen. Obwohl in den Bänken zu sitzen wirklich qualvoll und unangenehm war. Trotzdem, haben sie sich an dieses Unbequeme gewöhnt. „Gewohnheit“ macht unser Leben komfortable, gibt uns ein gewisses Sicherheitsgefühl.

Johannes, der Apostel, empfängt auf dem Insel Patmos, wo er das Buch der Offenbarungen geschrieben hat, Impulse. In diesen Impulsen meinte er etwas Ungewöhnliches gesehen zu haben. Die Voraussetzung dieses Ungewöhnliche zu sehen, war, das wahrzunehmen was vor ihm steht: alles was er kennt ist vergänglich, nun der Herr Jesus Christus, mit dem er redet ist unvergänglich. So banal es sich anhört, müssen wir uns wiederholt damit auseinandersetzen, dass unser Leben so wie es ist, voller Leid, Schmerz, Freunde, Angst gar Tod, aus dem Blick des ewigen Herrn Jesus Christus, an dem wir auch glauben, vergänglich ist. Also, das Leben, so wie es ist, ist vergänglich. Auch Johannes stellt in dem Bibelabschnitt fest: alles was ihm so bekannt war – das Meer, die Erde - sind verschwunden, sie sind nicht mehr da.

Besonders heute, wo wir uns an unseren verstorbenen Geschwistern, Familienmitgliedern erinnern, ist wichtig zu akzeptieren, dass alles was uns lieb ist, auch das Schlechte einmal verschwindet, dass alles eigentlich vergänglich ist. Das Einzige, was hier, bei Johannes, nicht verschwunden zu sein scheint, ist die Erinnerung.

Ich sah einen „neuen ….“ – sagt Johannes insgesamt viermal als Prolog zu seiner Beschreibung. So kann man davon ausgehen, dass er etwas als „neu“ beschreibt, weil er sich noch dran erinnert wie das Alte aussah. Und das , was er sieht, das Neue ist mit dem alten nicht zu vergleichen. Trauer und Trost in einem Satz.

Man wünscht sich immer das Alte, Geliebte, Gewohnte ewig zu haben, behalten zu dürfen. Wenn man sich aber darauf einlässt, dass das Neue besser sein kann, hat man nur zu gewinnen! Dann hat man mehr als man sich je vorstellen konnte.

Und hier noch ein Satz zu meiner Kindheit: wir haben als Kinder viele Sachen von unseren älteren Geschwister geerbt. So habe ich auch die Schuhe von meinem älteren Bruder weiter geliefert bekommen. Sie waren schon stark abgenutzt, und sie zu pflegen war’s auch nicht mehr so richtig sinnvoll. Sie waren aber nützlich, und für mich allerdings sehr angenehm. Stolz trug ich sie, und als ich eines Tages unerwartet von jemanden als Geschenk ein paar neue Schuhe bekommen habe, wollte ich meinen alten Schuh nicht abgeben. Nicht mal der Tat, dass mein Bein ungesund war, denn die Hacke seitlich stark abgenutzt war, und ich durch meine leicht deformierten Beine Schmerzen hatte, konnte mich überzeugen, das Alt- gewohnte, mit dem neuen Schönen, Gesunden zu tauschen.

Ist Euch dieses Bild irgendwie bekannt?

Drei Sachen möchte ich Euch heute aus diesem sehr aussagereichen Text mit auf dem Weg geben.

  1. Gott hat sich entschieden, mitten unter uns zu wohnen. Er will nicht mehr weit von uns leben. Deswegen, hatte er Jesus zu uns geschickt, damit wir durch ihm auch Kinder des lebendigen Gottes sein werden, und somit Bürger seines himmlischen Reiches. So ist es möglich, dass die, die an Jesus, an Gott glauben, den herabkommenden himmlischen Jerusalem nicht nur sehen, aber auch betreten werden können. So sind wir nicht dazu verurteilt auf der zerstörten, verdorbenen Welt zu bleiben. Für uns ist etwas Besseres vorbereitet. Möchtet ihr Bürger dieser Stadt werden und mit Gott und Jesus Christus ewiglich zusammenwohnen?
     
  2. Eine äußerliche neue Gestaltung des Lebens – der Heilige Jerusalem - ist zwar klar zu sehen, dennoch ist es wichtiger, was inhaltlich diese Stadt bietet. Hier werden keine Tränen mehr fließen, es wird keinen Durst mehr geben, hier wird die unverfälschte Wahrheit herrschen, nämlich der Herr selbst. Das heißt praktisch, dass damit auch alle Ursachen, die uns zum Weinen bringen, die uns traurig machen verschwinden. Es verschwindet das Leid, dem Tod inklusive. Es wird keine Lüge mehr sein, die Herrlichkeit des Herrn wird diese neue Welt füllen.
     
  3. Und zuletzt: haltet durch! Ringt mutig mit der Gewissheit des Sieges! Denn Jesus hat für uns schon gesiegt, und damit hat er uns ermöglicht auch Sieger zu werden. Ja, ich weiß, das hört sich alles kriegerisch an. So ist es auch gedacht. Nur mit dem Unterschied, dass wir mit dem Krieg für das ewige Leben keine Waffen, keine Aggression und keine Gewalt verbinden. Unser Krieg ist durch die Liebe und den Gehorsam Jesu Christi geleitet und geleistet. Setzen wir unsere Kraft für einen Sieg über uns selbst ein, um Gott als unseren Vater, Jesus als unseren Retter und den Heiligen Geist als unseren Tröster anzuerkennen! Sobald wir das erreicht haben, sind wir in der himmlischen Familie als Söhne und Töchter Gottes adoptiert, und werden Anteil an diesem himmlischen Reichtum haben. Mehr brauchen wir auch nicht.

Nun, richtet euer geistliches Navigation-System ein, und tragt als Laufrichtung das himmlische Jerusalem ein. So dürfen wir hoffen und glauben, dass wir, die wir heute hier sind, und hoffentlich auch die die schon nicht mehr unter uns sind, irgendwann uns wiedersehen werden.

Amen

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Gruß

Eurer László Szilágyi

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