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Predigt von Pfrarrer i.P. László Szilágyi, am zweiten Adventssonntag

Laszlo Szilagyi

Predigttext     Jakobus 5.7-11
7 So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. 8 Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe. 9 Seufzt nicht widereinander, damit ihr nicht gerichtet werdet. Siehe, der Richter steht vor der Tür. 10 Nehmt zum Vorbild des Leidens und der Geduld die Propheten, die geredet haben in dem Namen des Herrn. 11 Siehe, wir preisen selig, die erduldet haben. Von der Geduld Hiobs habt ihr gehört und habt gesehen, zu welchem Ende es der Herr geführt hat; denn der Herr ist barmherzig und ein Erbarmer.(Übersetzung Luther 2017)
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Gäste,

Ein alter Hund freute sich immer, wenn Kinder auf dem Hof Fußball spielten. Allerdings hat es ihn gestört, wenn der Ball ab und an  in seine Hundehütte sprang und ihm auf den Kopf schlug. Er duldete es aber eine Weile. Aber nur eine Weile. Irgendwann wurde es ihm aber genug. Und als eines von den Kindern den Ball abholte biss er es und riss sogar ein kleines Stück aus dem Beinfleisch aus. Die Wunde heilte schnell, die Spur blieb aber.

Ein kleines Mädchen stieg in die Hundehütte des alten Hundes, und versuchte den Hund mit Gewalt mit selbstgebackenem Kuchen zu füttern. Sie wollte den Hund nicht hungern lassen und wollte den Alten gut betreuen. Der Hund ließ sich anfangs geduldig zwangsfüttern, irgendwann reichte es ihm aber, und verletzte das kleine Mädchen. Die Wunde wurde schnell wieder heil, die Spur blieb aber.

Als das kleine, noch kaum zehn Monate alte Baby allein auf dem Hof gelassen wurde, stieg es in die Hundehütte und legte sich neben den geduldig schlummernden Hund. Den Hund störte es nicht, dass das Kleine ihn eng umarmte und im Schlaf ab und zu mal seine Nase schlug. Das Kind wurde später unverletzt aus der Hütte geholt. Für das Baby blieb das Abenteuer in der Hundehütte eine unvergessliche Erinnerung. Die beiden blieben lebenslang dicke Freunde.

In der ungarischen Übersetzung des Bibeltextes aus Jakobus wird „Geduld“ mit einer Wortkombination ausgedrückt: Frieden dulden. Ist das nicht aussagekräftig? Und widerspiegelt sehr stark, wie ich, der Mensch, Geduld verstehe: den Frieden kann ich sehr gut dulden.

Was passiert aber, wenn der Ball aus meinem Umfeld versehentlich in meine Hütte, in meine Privatsphäre springt? Was passiert, wenn Menschen mit den besten Absichten mich mit ihrer gut gemeinten, selbstgebackenen Meinung ernähren möchten? Wäre es manchmal nicht sinnvoller einander einfach zu umarmen, auch wenn wir Menschen begegnen die „bissig“ zu sein scheinen?

So stellt es sich in unserem Alltag leider sehr schnell heraus, dass unsere Geduld eigentlich nur eine dünne Eisschicht über dem tiefen Wasser unserer Ungeduld ist.

Sei ein Mensch, der den Frieden gerne hat. Hab Ausdauer in deiner Suche nach der Ruhe. Sei beharrlich, ausdauernd in Friedensstiftung. Halte durch auch mit den Menschen die dir das Leben schwer machen.

Es war Gott bewusst, dass wir Menschen all das nicht können. Wir bemühen uns zwar, und wir können Teilerfolge nachweisen. Dennoch erweist sich unter Probe unsere Geduld meistens als unvollkommen. So kommt uns der vorgelesene Text zum Trost.

In dem Bibeltext ist das Wort „Geduld“ im unterschiedlichen Kontext insgesamt fünf Mal zu entdecken. So möchte uns Gott heute drei Hinweise geben, worauf wir achten dürfen um einen erfolgreichen Advent feiern zu können:

  1. Ich soll wissen, worauf ich warte.

Es ist keine Frage, dass wir heute das Ende der Pandemie, der Unsicherheit des Lockdowns erwarten. Wir erwarten Trost in unserer Trauer in Bezug auf die Geschehnisse in Trier. Wir erwarten Heilung für unseren kranken Verwandten. Wir erwarten schöne Geschenke, die wir und unsere Kinder bekommen sollen. Und, und und… Wir sind voller Erwartungen. Heißt es etwa, dass unsere Geduld eigentlich nichts anderes, als die Hoffnung auf die Erfüllung unserer Erwartungen ist? Und was ist, wenn Dinge nicht so passieren, wie wir es erwartet hätten? Platzt dann auf einmal alles?

Hier steht erstens, dass man „bis zum Kommen des Herrn“ warten soll. Anders formuliert, all das, was ER versprochen hat, bringt ER zur Erfüllung. Also, ich warte nicht auf die Tür, es würde sich auch komisch anhören. Wer wartet bitteschön darauf eine Tür endlich anschauen zu dürfen. Wir möchten doch wissen, was hinter der Tür für uns vorbereitet ist.

So möchte ich euch ermutigen euer Leben so zu betrachten wie den Weg zu Gott. Da sind Türen, die ihre Existenzberechtigung nicht für sich selbst haben. Sie deuten auf den hin, der hinter der Tür steht.

  1. Ich soll mich entscheiden, wem ich glaube, mich zur Geduld führen zu können.

Ich bin überzeugt, wir wissen alle wer unser Bestes möchte. Wir dürfen glauben, dass über unsere Vorstellungen hinaus etwas viel Besseres für uns vorbereitet ist. Dafür brauchen wir aber dem Herrn zu vertrauen, der hinter der Tür steht. Denn er ist in unserem Interesse da; Er steht hinter die Tür, weil er uns etwas zu sagen hat; Er steht vor der Tür, weil er ein Ziel mit unserem Leben hat. Wir dürfen unsere eigenen Vorstellungen zur Seite legen, damit wir SEIN Angebot wahrnehmen können.

Es geschah einmal, dass in einem Dorf Hochwasser gab. Das ganze Dorf wurde, bis auf dem Pastor evakuiert. Er meinte, sein Glaube wird ihn schon retten. Denn der Herr habe ihm versprochen – wie er übrigens wohl richtig sagte – dass ER für Ihn Sorge tragen wird, und er ihn in allen Umständen bewahren wird. Das Hochwasser hat aber letzten Endes zu dem Tod des Pastors geführt. Als der Pastor dann im Himmel Jesus traf warf er ihm vor, von Jesus allein gelassen und nicht gerettet worden zu sein, wobei er, wie er von Jesus gelernt hat, geduldig auf seine Rettung wartete. Ja, sagte Jesus: ich habe dir anfangs, wo das Wasser noch nicht zu hoch war, die Feuerwehr geschickt, du wolltest aber dein Haus nicht verlassen; nachdem das Wasser bis zur ersten Etage gestiegen ist, habe ich dir ein Schlauchboot geschickt, du wolltest aber dein Haus immer noch nicht verlassen; als letztes habe ich dir einen Rettungshubschrauber geschickt, da wolltest du auch nicht einsteigen. Warum bist du jetzt so überrascht, dass du es nicht überlebt hast?

Heißt Geduldig zu warten, auf die Erfüllung unserer eigenen Vorstellungen zu warten, oder, bedeutet es an DEN zu Glauben, der unser Leben kennt und uns auf dem besten Weg leitet?

  1. Lerne „die Gebrauchsanweisungen des Geduldig Seins“ kennen.

Es gibt eine gute Quelle, der wir nachfolgen können. In dieser Quelle findet man konkrete Anweisungen wie man seine Geduld / Ungeduld kontrollieren lassen kann. „Die Geduld der Propheten“ und „die Geduld Hiobs“ sind Hinweise, wie sehr wichtig es ist als Geduldübende und als Vorbilder zu leben.

Ein Vater konnte seine Ungeduld nur in einer Weise unter Kontrolle bringen, nämlich mit Alkohol. Er ging jeden Tag in die Kneipe und trank täglich bis es ihm schlecht wurde. Eines Tages, im Winter, hörte er, dass jemand ihm nachfolgt. Er hörte nämlich hinter sich das typische Geräusch von Schritten im Schnee. Als er sich umdrehte sah er seinen Sohn, der sich bemüht hatte mit ihm das Tempo zu halten. „Was machst du denn hier?“ – fragte er mit einer erhöhten väterlich drohenden Stimme. „Ich folge dir nach Vater. Ich gehe in deinen  Spuren“ – antwortete der Junge.

Bist du bereit zu verantworten, dass die nächste Generation in deiner Spur lernt wie man Geduld übt? Die Propheten und Hiob sind Beispiele, die uns als Väter aber auch als Mütter, Großmütter, Paten und Kinder, also als Gemeinde unterrichten können, wie man in schwierige Zeiten zurechtkommt.

Ja, das Leben ist voll mit Reibungen und Herausforderungen. Hat aber jemand von euch jemals mit einem Schrubber geschimpft, wie er seinen Job macht? Er macht ja nichts anderes, als dem zu gehorchen, der ihn einsetzt. Ob sich das hin und wieder mal härter anfühlt und es unangenehm zu sein scheint oder eben ab und zu auch Schmerzen verursacht…. Das ist der Prozess der Wandlung. Jesu Ankunft auf die Erde deutet auch auf eine Katharsis, auf eine beginnende Heilung der von Gott entfernten Welt hin. Es lohnt sich  darauf zu warten.

Er, Jesus, steht vor der Tür. Möchtet ihr ihn reinlassen? Wenn er reinkommt, wird er natürlich alles sehen. Auch die Unreinheit, was die Menschen in ihren Leben haben. Vielleicht gibt es deswegen so viele Menschen die Jesus lieber ablehnen, anstatt von sich alles preis zu geben. Er möchte uns aber bekannt geben, dass der Herr barmherzig mit all denen ist, die ihn anbeten.

„Seufzt nicht widereinander“, denn der Herr ist da. Er weiß genau was um uns herum los ist, und wird uns allen genau die passende Lösung geben.

Einmal hatte mich in Rumänien in meiner Gemeinde als Pastor eine Person besucht. Sie zog ein dickes Geld-Bund aus ihrer Tasche und bat mich ein „Fluch-Gebet“ gegen ihren Nachbar und seine Familie zu sprechen. Als ich stattdessen ein „Segens-Gebet“ zu sprechen anbot, steckte sie ihr Geld wieder in die Tasche und verließ den Hof empört.

„Seufzt“ ist ein Wort in dem Griechischen für „sich beklagen“, aber auch für „beten“. Heute ist ein Tag des Gebets. Und ich ermutige Euch: denkt an all eure Bekannten, Freunde und aber auch an eure Feinde und betet dafür, dass wir alle an Weihnachten denselben Herrn, der in Jesus Christus für uns auf diese Erde kommt, um unsere Geduld und  unseren Glauben aufzubauen, empfangen dürfen. 

Amen

Digitale Kollekte

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Mit brüderlichem Gruß

László

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Open Doors unterstützt verfolgte Christen mit Selbsthilfe-Projekten, Literatur, Schulung von Leitern, hilft Gefangenen und den Familien ermordeter Christen. 

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