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Von SYBILLE FRERES, Prädikantin (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Prädikantin Sybille Freres

Predigttext     Jesaja 52, 7-10
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße des Freudenboten, der da Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, der da sagt zu Zion: Dein Gott ist König! Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und jubeln miteinander; denn sie werden’s mit ihren Augen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. Seid fröhlich und jubelt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst. Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Leserinnen, Liebe Leser,

Freudenboten –Boten, die Gutes verkünden – ja  gibt’s die noch? Fröhlich soll meine Herze springen – worüber? Erwarten wir denn nicht zur Zeit fast automatisch schlechte Nachrichten? Nachrichten über Corona-Zahlen – Kriege – Katastrophen – politische Ränke und Intrigen? Gibt es denn überhaupt noch gute Nachrichten – oder überhören wir sie in all dem anderen?

Vielleicht ging es den Israeliten auch nicht viel anders – sie saßen im Exil. In die Fremde verschleppt, in ihrer Religion in der absoluten Unterzahl, der Staat zerschlagen, der Tempel zerstört. Sie wussten sich von Gott gestraft – und fühlten sich von Gott verlassen. Sie erwarteten keine guten, keine freudigen Botschaften mehr. Und dann diese Nachricht: Es wird wieder anders.  Gott ist König - nicht Nebukadnezar und seine Nachfolger.  Gott sieht euch. Er hat Gutes mit euch vor. Manche werden es vielleicht nicht geglaubt haben. Aber bei den allermeisten hat diese Botschaft sicherlich nur eines ausgelöst: Freude. Tiefe Freude, die sie weitergetragen hat, bis es so eintraf, wie Jesaja es gesagt hatte. Denn etwa 50 Jahre später kann das Volk nach Israel zurückkehren und Jerusalem mitsamt dem Tempel wieder aufbauen. Aber einige Jahrhunderte später ist auch das vorbei - der Tempel wird wieder zerstört und die römische Besatzungsmacht zerschlägt endgültig jegliche politische Autonomie des jüdischen Volkes. Also doch verpufft, diese Freudenbotschaft? Doch nur schlechte Nachrichten? Oder nur fürs Geschichtsbuch?

Das könnte man meinen, wenn unser Predigttext im Buch der Könige oder im Buch der Chroniken stünde. Geschichtlich interessant, für gottgläubige Menschen auch gut zu wissen als Beispiel für Gottes aktives Reden und Handeln und seinem Einlösen von Versprechen gegenüber seinem Volk. Aber - der Text steht im einem prophetischen Buch und ausgerechnet bei Jesaja – und wer dieses Buch kennt, weiß, wie oft Gott Jesaja vorausschauendes Wissen mitgeteilt hat, ihm Botschaften gegeben hat, die weit über Jesajas Zeit hinausgehen, die in Zeiten vorgreifen, die er selber sich nicht vorstellen konnte. Wo plötzlich das fehlende Puzzlestück viel später auftaucht – und das Bild völlig verändert. Und das ist hier auch so, denn unsere Geschichte ist nicht zu Ende. Sie hat eine Fortsetzung, ja viele Fortsetzungen. Es bleibt nicht bei diesem einen Freudenboten von Jesaja, da kommt noch einer, dann mehrere, dann wieder andere und immer mehr und mehr. Die Boten wechseln, aber die Botschaft und das, was sie auslöst, bleibt: Freude, tiefe Freude.

Aber gehen wir es der Reihe nach an: der erste Bote, der da etwa 500 Jahre später die Fortsetzung unserer Jesaja -Lesung bringt, der hat eine Botschaft, die eigentlich dasselbe wie Jesaja sagt. Haben wir vorher von dem Boten gehört, der Frieden verkündigt, Gutes predigt, Heil verkündigt, so formuliert der Bote auf den Feldern und Wiesen vor Bethlehem es diesmal so: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr!  Das ist eine Nachricht, die pure, unverfälschte Freude beinhaltet, und für die, die es sonst vielleicht nicht mitbekommen, sagt der Engel es noch extra dazu: Ich verkündige euch große Freude! Er bringt eine Botschaft, die uns eigentlich jeden Tag und jede Stunde zu Freudenausbrüchen bringen müsste: Es gibt keine Vertröstung mehr in die Zukunft – euch ist heute! der Heiland geboren! Das bedeutet: Alles, was Gott vor Zeiten durch die Propheten angekündigt hat, geschieht, seine Zusagen gelten- er hat euch nicht aus den Augen gelassen. Er hält sein Wort. ER ist gekommen.  Die Worte des Engels und die Jubelrufe der Engelschar, die dazukommt, sie gelten den Hirten und uns, sie ist keine Geschichtsschreibung und doch etwas, was die Geschichte der Welt verändert hat. Es ist die Botschaft der Freude, der Treue Gottes und seiner Liebe: Euch ist heute der Heiland geboren. Friede auf Erden! Diese Freude geht tief in unser Herz. Diese Freude kann dort brennen wie ein Feuer und uns wärmen – vielleicht manchmal auch erst auftauen, wenn unser Herz über allem Schlimmen fast eingefroren ist. Wir müssen nicht wie das Volk Israel in der Verbannung darauf warten, dass es besser werden wird – es ist besser geworden, es ist alles gut geworden! Weihnachten fällt nicht aus – auch nicht im Coronawinter 2020. Euch ist heute der Heiland geboren, Christus, der Herr - und er bringt Friede und Gottes Reich bei euch! Auch dieses Jahr – denn die Botschaft betrifft nicht die Veranstaltungen rings um das Fest, sondern berührt unseren inneren Kern, unser Mensch-Sein, unser Geschöpf- und Kind-Sein. Friede und Heil, also heil sein ist uns mit Jesu Geburt geschenkt – wir dürfen aus dem Exil, dem Getrenntsein von Gott, in unsere Heimat bei Ihm zurückkehren.

Und es bleibt nicht bei dem einen Boten – nein, der Bote vom Himmel und seine sich dazugesellenden Gefährten geben den Staffelstab weiter: Geht und seht selber, sagt er zu den ersten Empfängern seiner guten Nachrichten. Und sie gehen und sie sehen: Gott ist gekommen. Ist zu uns gekommen – als Mensch. Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns.  Kam klein und verletzlich. So nah, wie es nur geht. Als Angehöriger des Volkes, dem die alte Jesaja-Prophezeiung galt, dem Volk Israel. Und die Hirten sehen: Alles ist wahr. Gott hat sein Wort gehalten. Und die Hirten werden zu neuen Freudenboten, denn sie erzählen weiter, was sie gehört und gesehen haben. Die himmlischen Boten haben menschliche Boten ausgesandt, die Botschaft von der Menschwerdung weiterzugeben.

Und man könnte meinen, diese Nachricht sei dann doch wieder versickert, dann erst fast 30 Jahre später hören wir sie wieder. Aber ich denke, Gott hat in dieser Zeit Menschen vorbereitet, das zu hören und zu glauben, was geschieht: Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns und wir sahen seine Herrlichkeit – eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes, voller Friede und Wahrheit.  Wie sagte doch Jesaja: 8Deine Wächter werden’s mit ihren Augen sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt. In Jesus kehrt Gott zurück – und es beginnt in jener Nacht – und es beginnt immer wieder neu in uns. Es beginnt in jener Nacht in Bethlehem – und vollendet sich etwa 30 Jahre später, an einem Sonntagmorgen, der auf einen dunklen Freitag vor den Toren Jerusalems folgt. Und Freude, tiefe Freude erfüllt alle, die davon erfahren, dass ihr Herr, unser Herr, auferstanden ist.
Und wiederum gibt es eine Fortsetzung der Botenkette:  im menschlichen Geist durch Gottes Geist. Denn der Heilige Geist sendet wieder seine Boten aus- plötzlich furchtlos gewordene Jünger, die nicht zum Schweigen gebracht werden können. Die als Freudenboten in alle Welt gehen. Der HERR hat sein Volk getröstet- so Jesaja – und dieser Trost kann durch keine weltliche Macht zum Schweigen gebracht werden. Auch wenn die Apostel um ihrer Botschaft willen getötet werden, hat der Heilige Geist durch sie längst unzählig viele Staffelstäbe weitergegeben – und gläubige Christen aller Zeiten haben es weitergesagt und tun es heute noch. Auch uns ist sie ja einmal gesagt worden: die Botschaft der Freude, der reinen Freude. Dieser Staffelstab ist uns allen in die Hand gedrückt – nicht nur den Talarträgern – und jedes Mal, wenn wir, wenn Sie Ihren Kindern oder Enkeln von Jesus erzählen, wenn wir die Botschaft der Bergpredigt von Frieden und Barmherzigkeit und Demut anderen gegenüber leben, wenn wir Gott für seine Liebe und Barmherzigkeit danken,  aber auch für andere erkennbar alles das aus seiner Hand annehmen, was wir nicht an Seinen Entscheidungen verstehen – immer dann sind wir die Freudenboten, dürfen wir uns von den Engeln gesandt wissen – und dürfen immer wieder die Freude spüren, tief im Innern oder aus unseren Herzen und Mündern übersprudelnd: Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr!

Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.

Das Heil unseres Gottes – seine menschgewordene Liebe. Und wir wissen: Unser Herr lebt, er ist mitten uns. In dieser Welt, in dieser Stadt, in dieser Gemeinde. Und er wird einmal das letzte Wort haben über alles, was Menschen tun. Mit dieser Freude im Herzen können wir über alle Mauern springen, die das Leben für uns bereit hält. Denn Unser Gott ist König!

Und der Friede Gottes, der höher ist als als unser Begreifen, bewahre unsere Herzen in Christus Jesus, unserem Herrn.

Amen.

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