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von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext    Markus 7,31-37

Ein Taubstummer kann wieder hören und sprechen

„31 Jesus verließ die Gegend von Tyrus, zog in die Stadt Sidon und von dort weiter an den See Genezareth, mitten in das Gebiet der Zehn Städte. 32 Dort wurde ein Mann zu ihm gebracht, der taub war und kaum reden konnte. Man bat Jesus, dem Mann die Hand aufzulegen und ihn zu heilen. 33 Jesus führte den Kranken von der Menschenmenge weg. Er legte seine Finger in die Ohren des Mannes, berührte dessen Zunge mit Speichel, 34 sah auf zum Himmel, seufzte und sagte: »Effata.« Das heißt: »Öffne dich!« 35 Im selben Augenblick wurden dem Taubstummen die Ohren geöffnet und die Zunge gelöst, so dass er wieder hören und normal sprechen konnte. 36 Jesus verbot den Leuten, darüber zu reden. Aber je mehr er es untersagte, desto mehr erzählten sie alles herum. 37 Denn für die Leute war es unfassbar, was sie gesehen hatten. »Es ist einfach großartig, was er tut!«, verbreiteten sie überall. »Selbst Taube können wieder hören und Stumme sprechen!“
 


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

 
Effata

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

wenn ich ehrlich bin, muss ich gestehen: ich kann mir nicht wirklich vorstellen, was es bedeutet nichts zu hören, bzw. meine Gedanken, meine Gefühle verbal nicht ausdrücken zu können. Noch mehr, ich bin mir ziemlich sicher, dass gesunde Menschen das nicht können. Denn uns gehört so gut wie selbstverständlich das Hören und das Reden zum Alltag. Was ist aber nun mit all die Menschen, die es nicht können? Welche Chancen haben sie von Jesus, von Gottes Liebe etwas zu erfahren?

In der modernen Welt gibt es schon ganz viele medizinische, soziale und technologische Anstrengungen die versuchen diese Beeinträchtigungen zu lindern, bzw. die Sozialisation der Menschen die an solche „Krankheiten“ zu leiden haben zu helfen. Doch, sie bleiben nicht selten, vor allem in den weniger entwickelten Ländern unfreiwillig am Rande der Gesellschaft. In der biblischen Geschichte lernen wir einen Prozess kennen, was Menschen in solchen Fällen tun können.

1. „Dort wurde ein Mann zu ihm gebracht...“

Ein Mensch der „der taub war und kaum reden konnte“ ist von Menschen umgeben, denen wichtig ist ihren - Freund, Familienangehörigen, Gemeindemitglied – zu Jesus zu bringen. Und das, weil sie vermutlich gewusst haben: Jesus allein kann diesen Menschen wieder gesund machen. Und auch wenn es sehr mühsam gewesen sein soll und freiwillig, also unbezahlt, vielleicht auch komisch in den Augen anderer, halten sie durch, und tragen den Kranken zu Jesus.

Wie viele Menschen haben es nötig in unserer modernen Gesellschaft durch uns zu Jesus getragen zu werden? Wie viele Menschen sind darauf angewiesen, dass es jemanden gibt, der namenlos – anonym – ohne Gegenleistung die Einsamen, die allein Gebliebenen zu Jesus bringt?

Ein Indianer machte einen Spaziergang mit seinem Freund auf den überfüllten Straßen New-Yorks. Alles war laut, man konnte sich kaum unterhalten. Auf einmal hielt der Indianer an, und fragte seinen Freund ob er etwas höre? „Was soll ich in diesen Lärm hören, was meinst du denn?“ - erwiderte der Freund. Der Indianer zog vorsichtig die Kletterpflanze auf einer Wand auseinander und zeigte auf den dort versteckten singenden Vogel. „Ihr Indianer habt bestimmt ein überdurchschnittlich entwickeltes Gehör durch eure Verbundenheit mit der Natur. Deshalb hast du es gehört“ - versuchte der Freund zu erklären, warum er das Gezwitscher des Vogels nicht gehört hatte. „Nein“ - sagte der Indianer. „Gib mir bitte eine US-Dollar-Münze“. Als er die Münze auf die Straße warf drehten sich mehrere Leute sofort in die Richtung, wo sie meinten die Münze rollen gehört zu haben. „Siehst du, die Menschen hören nur das, was sie Beschäftigt.“ zieht die Schlussfolgerung der Indianer.

Ein isolierter Mensch, dessen Leben so weit von anderen abhängig ist. Und nun öffnet Jesus seine Ohren, und er hört wieder. Die Menge stellt fest, sie selbst wurden auch geheilt, denn hierdurch wurden sie auch auf das Problem von anderen sensibilisiert. Für den Anderen Interesse zu zeigen, Sorge zu tragen, sich einzusetzen bringt Heilung der namenlosen Träger, und der Gemeinden auch.

2. „Jesus führte den Kranken von der Menschenmenge weg.“

Jesus führt seine Heilung - im Unterscheid zu den heute so häufig geübten Heilungen - nicht auf einer Bühne, und nicht mitten in der klatschenden Menge durch. Nein, es ist eine Sache zwischen ihm und seinem Vater, mit Dem er seine Tat erst „abstimmt“: „... sah auf zum Himmel...“. Denn er und der Vater sind eins, und dennoch betet er immer dem Vater an, und bittet um seinen Segen. Auch andere Geschichten von Jesus sind darin wieder zu erkennen: als er die Fünftausenden mit Brot und Fisch bewirtet hat, oder als er nach seiner Auferstehung mit den Jüngern am Tisch saß. Ja, Jesus tut alles im Einklang mit dem Willen seines Vaters.

Was er nachher tut scheint fast „widerlich“ zu sein. Aber nur für uns, vielleicht für mich oder für dich, die wir immer konkrete Vorstellungen haben, was zu tun ist und wie Jesus sich zu verhalten hat. Ja, wir Menschen neigen dazu inklusive Jesus vorzuschreiben, wie er den Kranken zu heilen hat, was er für uns Menschen tun muss, damit uns gut geht. Jesus lässt sich zwar auf unsere Bitten ein, aber nein er wird und will nicht von unseren Vorstellungen und Ideen begrenzt werden.

„Im selben Augenblick wurden dem Taubstummen die Ohren geöffnet und die Zunge gelöst“ - So gerne wir es uns manchmal ersparen wollen würden, können wir es nicht: Ohne von Jesus angerührt zu sein, kann keine Heilung stattfinden. Oder eben anders gesagt: sobald wir uns von Jesus anrühren lassen, werden unsere Heilungschancen steigen. Und, dass diese „Augenblick“-e manchmal nicht nach unserer Zeitmessung zu definieren sind, ist so dies eine Entscheidung Gottes. Wenn Sachen aber immer nur danach passieren würden, wie wir sie uns vorstellen, wäre wahrscheinlich diese Welt schon längst zugrunde gegangen.

Jesus heilt den Kranken, öffnet seine Ohren und seine Zunge. Damit fangen gleichzeitig viele Menschen an Gott richtig zu hören und zu sehen: „Denn für die Leute war es unfassbar, was sie gesehen hatten. »Es ist einfach großartig, was er tut!“ So schnell stellte die Menge fest, dass die Sachen zwar manchmal komisch und unverständlich sein mögen, der Weg zur Heilung aber ist allein von Gott zu bestimmen.

3. „...sagte: »Effata.« Das heißt: »Öffne dich!“

Jesu Heilung ist immer mit Öffnung der Seelen verbunden. Ja, der Seelen, denn das ist nicht nur eine körperliche Änderung was hier stattfindet. Hier wird eine prophetische Aussage vom Jeremia wieder erkennbar: „Das Volk, das in der Finsternis lebt, sieht ein großes Licht; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind.“ (Jesaja 9,1)

Die Prophezeiung bringt Jesus später selbst in Erfüllung: „Blinde sehen, Gelähmte gehen, Aussätzige werden geheilt, Taube hören, Tote werden wieder lebendig, und den Armen wird die rettende Botschaft verkündet.“ (Matthäus 11,5)

Hier wird es klar: der, der von Jesaja vorangekündigt war ist da. Jesus ist die Person, von der damals die Rede war.

Effata – ein Wort der in mancher Taufliturgie wiederzufinden ist. Denn bei der Taufe kommt ein himmlisches Zeihen auf uns zu, wodurch wir geöffnete Auge bekommen um den uns liebenden Gott sehen, erkennen und wahrnehmen zu können.

In dem Moment öffneten sich die Ohren und die Augen von hunderten Menschen, aus der Gemeinde. Sie brauchten es ja auch. Was hier passiert ist, ist genau das, was sie schon seit langem erwartet haben: „Es ist einfach großartig, was er tut!«, verbreiteten sie überall. »Selbst Taube können wieder hören und Stumme sprechen!“

Wenn ich jetzt nochmal den Heilungsprozess beschreiben sollte, würde er so lauten:

1) Es gab einen stotternden Tauben der von namenlosen Menschen zu Jesus gebracht wurde.
2) Jesus nahm die Heilung dieses Menschen ernst, und heilte ihn. So ergab sich die makellose Sprache der Geheilten und der Menge.
3) In dem Moment ist eine richtige Handlung zustande gekommen: sie öffneten sich, also nicht nur die Ohren und Augen, aber auch ihre Herzen, und fingen an allen zu erzählen, dass der Retter da ist.

Amen

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László

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