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von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext 1.Thessalonicher 5,14-24

"Ganz und gar"

Ratschläge fürs christliche Leben

„14 Außerdem, ihr Lieben, weist die zurecht, die ihr Leben nicht ordnen. Baut die Mutlosen auf, helft den Schwachen und bringt für jeden Menschen Geduld und Nachsicht auf. 15 Keiner von euch soll Böses mit Bösem vergelten; bemüht euch vielmehr darum, einander wie auch allen anderen Menschen Gutes zu tun. 16 Freut euch zu jeder Zeit! 17 Hört niemals auf zu beten. 18 Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen. All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein. 19 Lasst den Geist Gottes ungehindert wirken! 20 Wenn jemand unter euch in Gottes Auftrag prophetisch redet, dann geht damit nicht geringschätzig um. 21 Prüft jedoch alles und behaltet das Gute! 22 Das Böse aber – ganz gleich in welcher Form – sollt ihr meiden.

23 Möge Gott, von dem aller Friede kommt, euch helfen, ein Leben zu führen, das ihm in jeder Hinsicht gefällt. Er bewahre euch ganz und gar, damit ihr fehlerlos seid an Geist, Seele und Leib, wenn unser Herr Jesus Christus kommt. 24 Gott hat euch ja dazu auserwählt; er ist treu, und was er in euch begonnen hat, das bringt er auch ans Ziel.“


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

In einer Geschichte aus dem alten Griechenland ist ein Wanderer unterwegs nach Korinth. Am Straßenrand sitzt ein alter Mann. Der Wanderer fragt ihn: „Sag mal, was für Menschen Leben in Korinth?“. Der alter Man antwortete ihm: „Wo kommst du her, Wanderer, und wie sind denn die Menschen in deiner Heimat?“. Der Wanderer antwortete ohne lange nachzudenken: „In meiner Heimat, gibt es nur böse Menschen, sie sind alle respektlos sowohl den Menschen wie auch Gott gegenüber, sie tun einander nur Böses an, sie helfen einander nie.“ „Dann bist du hier falsch, denn hier sind die Menschen genauso.“ - antwortete der alte Mann.
 
Nach kurzer Zeit kam ein anderer Wanderer, hielt an und stellte die gleiche Frage. Der alte Mann antwortete ihm mit der gleichen Rückfrage. Dieser Wanderer antwortete ihm aber: „In meiner Heimat sind die Menschen gutmütig, sie sind alle respektvoll sowohl den Menschen wie auch Gott gegenüber, sie tun einander nur Gutes an, sie helfen einander immer und überall wo es nur nötig ist.“ „Dann bist du hier richtig“, antwortete der alte, weise Mann, „denn hier sind die Menschen genauso, wie in deiner Heimat.“ 
 
Der junge Freund des alten Mannes, der in seiner Nähe saß schimpfte mit ihm: „Ich bin entsetzt! Wie kannst du so doppelzüngig reden?“ „Das tue ich nicht.“ - erwiderte ihm der alte Mann – „Denn, unser Herz widerspiegelt sich in unserem Umfeld. Wer Böses in seinem Herzen hat, nimmt in seinem Umfeld nur Böses wahr. Menschen reinen Herzens, nehmen Gutes in ihrem Umfeld wahr.“
 
Soweit die Moral der Geschichte aus dem alten Griechenland. Aber, was macht den Unterschied bei den Menschen laut dem vorgelesenen biblischen Text aus? Die Antwort ist relativ einfach: Wer sein Leben „ganz und gar“ Jesus übergeben hat, wird das Leben, den Alltag ganz anders erleben und wahrnehmen, ganz anders handeln, als die, die mit Gott nichts zu tun haben.
 
Ich habe vor Kurzem im Gottesdienst den Spruch des Schweizer Reformators, Calvin erwähnt: „Wenn dein ganzes Leben kein Gottesdienst ist, so ist auch dein Sonntagsgottesdienst kein Richtiger.“ Die Qualität deines Sonntagsgottesdienstes zeichnet sich durch liebevolle praktische Handlungsformen in deinem Alltag, als wären alle deine Tage Gottesdienste, aus.
 
Paulus spricht in dem ersten Teil seines ersten Briefes an die Gemeinde von Thessaloniki ein dickes Lob aus. Sie, die Gemeinde, hat Gottes Wort aufgenommen, das Wort des Herrn ernst genommen und sich bereit erklärt sich von diesem Wort leiten zu lassen. Das bedeutet, sie betritt einen erweiterten Horizont, wo nicht nur die sichtbare sondern auch die unsichtbare, das heißt, die geistliche Welt, kennenlernt und lebt.
 
In unserem biblischen Text werden die Christen ermutigt, diesen erweiterten Horizont in ihrem Leben auf zwei Ebenen zu entdecken:
 
1) Die Intensität des Wortes zu leben (die innere Verstärkung)
 
Er bewahre euch ganz und gar, damit ihr fehlerlos seid an Geist, Seele und Leib, wenn unser Herr Jesus Christus kommt.“ - steht im Vers 23b.
 
An dieser Stelle bricht eine so oft erwähnte Rangordnung zusammen, eine, die manche Theologen gerne andeuten. Demnach stünde die Seele in Glaubenssachen an der ersten Stelle, der Geist (der menschliche Verstand) sowie der Leib kämen erst danach, an der zweiten und dritten Stelle. Dem widerspricht der Text. Gott möchte nämlich auf allen Ebenen „ganz und gar“ auf der ersten Stelle sein. Denn er ist derjenige, der für eine Harmonie unter den drei Ebenen sorgt, und nur dann kann man über die intensive Wahrnehmung und Wirkung des Geistes Gottes sprechen.
 
„Das Wort kommt höchstens bis zu unseren Ohren“ – sagte einmal ein Gottesdienstteilnehmer. Und tatsächlich: wenn wir das Wort Gottes nur bis zu unseren Ohren kommen lassen, „erleben“ es (das Wort Gottes) weniger, wir „stellen“ es vielmehr „dar“. Obwohl, das Erleben, die Verinnerlichung des Wortes Gottes so viel mehr wichtiger ist, als seine äußere Zurschaustellung.
 
Beim gelegentlichen Nieselwetter werden die Blätter vom Baum entstaubt. Für eine kurze Zeit glänzen sie. Der Baum stirbt aber trotzdem nach einer gewissen Zeit. Wenn es aber regelmäßig regnet, und das Wasser die tiefst liegende, versteckte Wurzel des Baumes erreicht, kann es dem Baum das Leben sichern.
 
So ermutigt uns Gott zuzulassen, dass sein Wort die tiefsten Wurzeln unseres ganzen Lebens / Glaubens erreicht, damit wir „ganz und gar“ durch Ihm ein neues Leben erwerben. Denn, wenn es so ist, führt uns diese Intensität mit Gott zu der Erfüllung der nächsten Aufforderung des Bibeltextes: „16 Freut euch zu jeder Zeit! 17 Hört niemals auf zu beten. 18 Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen.“
 
Ja, diese sind die Merkmale, die deutlich machen, welche Normen im Leben eines Gott-liebenden Menschen dominant sind: Freude, Gebet und Dankbarkeit. 
 
Stellt euer Leben unter Probe um feststellen zu können, warum wir sooft keine Freude finden, warum wir nicht beten können / möchten, und warum wir nicht dankbar sein können. Es stockt höchstwahrscheinlich immer wieder an der mangelhaften Intensität unserer Beziehung zu Gott. Jesus Christus bietet uns aber die Wiederherstellung eines schöpferischen, engen Kontaktes mit dem Vater wieder an. Dadurch können Freude, Gebet und Dankbarkeit wieder bestimmend in unserem Leben sein.
 
2) Die Extensivität (die Auswirkung nach Außen) des Wortes umzusetzen
 
„Möge Gott, von dem aller Friede kommt, euch helfen, ein Leben zu führen, das ihm in jeder Hinsicht gefällt.“ - steht im Vers 23a.
 
Und nochmal: Gott freut sich, wenn wir uns für ihm entscheiden, und wenn wir schöne Gottesdienste feiern. Damit kann die Intensität unserer Beziehung verstärkt werden. Aber, mit dem Abschlusssegen des liturgischen Gottesdienstes soll das eben genannte Leben, das Ihm in jeder Hinsicht gefällt, erst anfangen. Und hier kommt die Extensivität, die Auswirkung des Wortes Gottes nach Außen durch unser Leben ins Spiel. Folgende praktische Anweisungen in dem Umgang miteinander, wie im Text gemeint, in der Gemeinde, aber auch in der Familie oder im täglichen Leben sind damit gemeint:
 
Wir haben zwar die Verse 12 und 13 heute nicht dazu gelesen, ich möchte aber an dieser Stelle zu der Aufzählung dazu nehmen.
 
- Umgang mit der Leitung: „12 Liebe Brüder und Schwestern! Wir bitten euch darum, all die anzuerkennen, die sich für euch einsetzen. Der Herr hat ihnen die Leitung eurer Gemeinde anvertraut, und sie bewahren euch vor falschen Wegen. 13 Für ihre Mühe sollt ihr sie lieben und sie besonders achten. Wichtig ist, dass ihr alle miteinander in Frieden lebt.“
 
Es handelt sich nicht darum, die ansonsten häufig dummen, unbeliebten und gehassten Chefs in ihrer Hierarchie stumm und blind nachzufolgen, aber es handelt sich hiernach um unsere Verantwortung ihre Berufung anzuerkennen, sie mit Liebe und Aufmerksamkeit zu folgen. Vergesst nicht: all das unter den Voraussetzungen was ich unter dem ersten Punkt schon erwähnt habe, zu betrachten.
 
Umgang mit dem Volk – Diese Gruppe ist die Mehrheit. „14 Außerdem, ihr Lieben, weist die zurecht, die ihr Leben nicht ordnen. Baut die Mutlosen auf, helft den Schwachen...
 
Der Umgang mit dieser Gruppe ist sehr wichtig, die Namenlosen, die ihre Stimmen nie hören lassen, die unauffällig sind, die von niemanden wahrgenommen werden, aufzubauen zu ermutigen und nicht nur die, die uns Nahe stehen, die uns sympathisch sind. Mit den letzteren freundlich zu sein ist etwas einfacher. Aber Menschen liebevoll zurecht zu weisen, die ihr Leben nicht ordnen… Lasst uns ehrlich sein. Da haben wir alle uns daran zu verbessern.
 
- Der Umgang allgemein mit Allen – sollten wir jemanden außer Acht gelassen oder übersehen haben, so holt die Bibel dies hiermit nach: „14 ...bringt für jeden Menschen Geduld und Nachsicht auf.“ Und… V. 15“ ...allen anderen Menschen Gutes zu tun…“
 
„Unmögliche Annahme! Das kann doch kein Mensch! Solange wir selbst kraftlos sind...Nein, somit sind wir von vorne an zum Verderben verurteilt. Ich kann nämlich meinen Chef nicht ohne Beschwerden annehmen und dementsprechend kann ich ihn nicht mögen, schon gar nicht lieben. Und für die Schwachen habe ich sowieso keine Zeit und vor Allem weder geistliche noch finanzielle Kraft dazu. Und… was geht mich die ganze Problematik der ganzen Welt von allen Menschen an… Das kann ich nicht, und will auch nicht.“ - würden manche oder gar sehr viele Menschen sagen oder denken, und ohne weiterzulesen machen sie die Bibel sofort zu, und öffnen sie nie wieder, und lesen nicht daraus, damit sie sich mit all dem was darin steht nicht auseinandersetzen müssen. Manchmal, fällt es mir auch schwer, so zu handeln, wie es hier beschrieben ist…Diese Verzweiflung ist mir durchaus bekannt.
 
Doch, der Text fordert die Gemeinde aus Korinth, und somit auch uns auf, danach zu leben und zu handeln, denn wir sind Seine – Gottes - geliebte Kinder. Er findet uns durch die Rettung Jesu Christi herrlich, weswegen die folgenden Verse unsere Berufung und unseren Auftrag beschreiben:
 
„18 Dankt Gott, ganz gleich wie eure Lebensumstände auch sein mögen. All das erwartet Gott von euch, und weil ihr mit Jesus Christus verbunden seid, wird es euch auch möglich sein. 19 Lasst den Geist Gottes ungehindert wirken!“  
 
Ich wünsche uns allen, das Dankbarkeit in all unseren Lebensumständen gelingen möge. Denn Hilfe zu einem täglichen Neubeginn haben wir! Lasst uns sie immer wieder wahrnehmen!
 
Amen

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Mit brüderlichem Gruß

László

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