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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, Bitburg (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    Römer 10, 9-18

9 Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. 10 Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig. 11 Denn die Schrift spricht: »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«

12 Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. 13 Denn »wer den Namen des Herrn anruft, wird selig werden«. 14 Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glauben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? 15 Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden? Wie denn geschrieben steht: »Wie lieblich sind die Füße der Freudenboten, die das Gute verkündigen!«

16 Aber nicht alle waren dem Evangelium gehorsam. Denn Jesaja spricht: »Herr, wer glaubte unserm Predigen?« 17 So kommt der Glaube aus der Predigt, das Predigen aber durch das Wort Christi. 18 Ich frage aber: Haben sie es nicht gehört? Doch, es ist ja »in alle Lande ausgegangen ihr Schall und ihr Wort bis an die Enden der Welt«.

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Geschwister, liebe Gäste,

alle hatten sie zusammengelegt. Material und Zeit und Geld. Es war einfach zu oft zu viel passiert. Direkt am Ufer des großen Ozeans hatten sie eine kleine Rettungsstation gebaut, um Schiffbrüchige vor der Küste oder Menschen, die unvorsichtig waren und zu weit rausschwammen, zu retten.

Diese Seenotrettungsstation wurde im Laufe der Jahre immer üppiger ausgestattet. Sie wurde bekannt. Man bekam öffentliche Gelder, weil die Arbeit anerkannt wurde. Es wurden auch große Feste dort gefeiert – mit vielen Menschen, regelmäßig. Mit der Zeit traf man sich sogar allwöchentlich zum Feiern.

Nur der Alltag, die eigentliche Aufgabe, die sie einmal dorthin geführt hatte, geriet in Vergessenheit. Ab und zu wurde noch heiß diskutiert, was denn eigentlich ihr Hauptanliegen sei. Doch das Rettungsboot kam immer weniger zum Einsatz. Es verstaubte. Es verrottete. Es war am Ende nur noch lästig und wurde ganz vergessen. Immer seltener nahm einer der Rettungsschwimmer das Fernglas an die Augen. Immer seltener schwamm noch jemand raus. Träge und selbstgenügsam waren sie geworden.

Die Menschen in der Rettungsstation hatten an sich selbst genug. Sie kümmerten sich nicht mehr um die Schiffbrüchigen, die im Wasser ertranken und auch nicht um die, die zu weit rausschwammen.

In Berlin – einer der atheistischsten Städte Europas - habe ich den Satz kennengelernt, dass es in unserem Land zu viele Menschen gibt, die vergessen haben, dass sie Gott vergessen haben. Und ihnen und den anderen, die das noch nicht vergessen haben, macht das gar nichts mehr aus! (…)
Und nun die Erinnerung durch den für heute vorgeschlagenen Predigttext an das, was Paulus als Bewerbungsschreiben nach Rom meldet: „9 Wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und glaubst in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. 10 Denn wer mit dem Herzen glaubt, wird gerecht; und wer mit dem Munde bekennt, wird selig. 11 Denn die Schrift spricht: »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.«“

Er findet drei Worte für ein- und dieselbe Angelegenheit, weil sie eine Herzensangelegenheit für ihn ist. Darum - darum vor allem und darum allein - geht es ihm – um Rettung, um Gerechtigkeit und um Seligkeit. Das ist ihm die eine Herzens- und eine Sprach(?)-Angelegenheit. Gerettet und selig und gerecht ist der Mensch, der mit seinem Mund bekennt, dass Jesus der Herr ist; und wer im Herzen fest darauf vertraut, dass Jesus der Auferweckte ist.

Das Unternehmen „Seenotrettung“ hat Gott einmal bei Noah gestartet und dann in Jesus vollendet – zu Weihnachten wurde dieses lange geplante Rettungsunternehmen auf dieser Erde wahrnehmbar. Und am Kreuz du in der Auferweckung bekam es Brief und Siegel. Und mit dem Gang Jesu von dieser Erde („Himmelfahrt“) haben alle, die ihm vertrauen, diesen Auftrag übernommen – bis Jesus wiederkommt. So bekennen wir`s zumindest mit dem Mund!

Warum passiert das aber nun so wenig – und nicht erst heute hier in Speicher / Bollendorf / Bitburg / Kyllburg / Neuerburg und und und, sondern schon zu Beginn der frühen Kirche.

Sonst würde Paulus das so ja nicht schreiben.

Es sind vier Gründe, man könnte auch sagen „vier Abgründe“, die dem Paulus zu schaffen machen, und – wie ich finde – auch für uns heute und hier von Bedeutung sind:

  1. Abgrund: Die Diskussion über Unterschiede

Es wurde und wird zu viel über Unterschiede diskutiert, anstatt den gemeinsamen Auftrag zu „erledigen“! So viel anderes ist uns wichtiger geworden – auf allen Ebenen. Und das Eigentliche haben wir aus dem Blick verloren!
„Kein Unterschied zwischen jesusgläubigen „Griechen“ – also Unbeschnittenen (woanders nennt er die auch „Heiden“) – und jesusgläubigen Juden. Das war revolutionär. Auf dem Apostelkonzil war darüber gestritten worden. Welche Auflage sollten Menschen erhalten, die Jesus vertrauten und das auch bekannten – wenn Gott doch keine Auflagen außer eben diesem Vertrauen machte? Das war eine echte Bekenntnisfrage.
Paulus, dem Jesus begegnet war, wird nicht müde zu betonen, dass es allein um Jesus geht. Natürlich hatte und hat es unterschiedliche Auswirkungen im Leben, im Alltag - und wird es immer haben. Und darüber dürfen wir mutig streiten! (So wie ja auch am heutigen Tag nicht alle, die Christus bekennen, in unserer Demokratie dieselbe Partei wählen. Und das ist auch gut so!)
Doch eins ist unmissverständlich: Wer den Namen Jesu als seinen Herrn anruft, der wird in den Himmel kommen!

  1. Abgrund: Die Kette des Unheils

„14 Wie sollen sie aber den anrufen, an den sie nicht glau-ben? Wie sollen sie aber an den glauben, von dem sie nichts gehört haben? Wie sollen sie aber hören ohne Prediger? 15 Wie sollen sie aber predigen, wenn sie nicht gesandt werden?“ - Das ist schon eine Abfolge des Unheils. Und es ist ebenso klar wie die Sache mit dem Himmel:
Ich drehe das mal logisch um: Wer Jesus nicht sein Leben anvertraut, der kann und wird ihn nicht anrufen! – Punkt! – Wer aber niemals von diesem Jesus gehört hat – kein Wort von ihm in einer Bibel gelesen, niemals einem Christen begegnet ist, geschweige denn einen Gottesdienst besucht hat (ich gebe zu, in unserem Umfeld hier ist das schon ziemlich selten!). Wie soll so jemand Jesus vertrauen?
Und wenn jemand keinerlei Verkündigung erlebt hat, wie soll der von Jesus hören? Das Wort „Predigt“ ist hier missverständlich. Paulus meint nicht eine Viertelstunde im sonntäglichen Gottesdienst. Wir haben gehört, wie jemand durch das Lesen der Bibel Jesus begegnet ist. Wir hören, dass Menschen Christen begegnet sind, die mit ihnen geredet, für sie gebetet haben – und plötzlich war der Geist Jesu mit im Raum! Und natürlich gehört auch der Gottesdienst mit dazu! – Punkt! – Und das letzte Glied der logischen Kette heißt: Wenn niemand gesandt wird, kann auch niemand verkündigen. Hier wird es auch für uns sehr praktisch. Wir müssen Menschen konkret beauftragen (da ist die Ordination von Pastoren nur eine Möglichkeit), damit sie losgehen und Jesus verkündigen – mitten in ihrem absolut unkirchlichen Alltag. Warum? Frag Paulus. Er würde wahrscheinlich sagen: Weil ihr Leben und weil der Himmel auf dem Spiel steht. Nicht mehr, nicht weniger. Punkt!

  1. Abgrund: Der Ungehorsam (Vers 16-18)

„Nicht alle – und hier meint Paulus alle, die in der Kette irgendwo vorkamen – waren dem Evangelium gehorsam. Evangelium – das ist frohe, gute, befreiende Nachricht. Wen diese Nachricht von Jesus packt, der kann eigentlich nicht anders – als demgemäß zu leben. Es ist also ein echtes Risiko, sich diesem Geist Jesu auszusetzen. Das schenkt dir den Himmel Und das verändert dein Leben auf Erden. Dann kannst Du nicht mehr einfach lügen und betrügen. Du kannst nicht mehr die Ehe brechen – noch nicht einmal in Gedanken. Du kannst nicht klauen und fluchen… Und Gott hat ab sofort die absolute Priorität in jedem Moment deines Lebens. Jesus hat die Gebote ja nicht abgeschafft! Und Paulus nennt ein Leben als Christ/in schlicht GEHORSAM. Manche haben dieses Wort schon auseinander genommen von der deutschen Sprache her und dann gesagt: Das ist HÖREN und dann LOSGEHEN. Mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Wie das konkret wird, dazu sollten Christen mitten in den Alltag gehen und davor oder danach mit anderen Christen darüber reden. Und das könnte die Welt verändern. Gut, vielleicht ja erst einmal nur Bollendorf, Speicher, Bitburg …

  1. Abgrund: Die Rede von unserer Kirche

Wir reden ja immer wieder von „unserer Kirche“. Dabei gibt es sie gar nicht. Unsere Familie – vielleicht. Unsere Gebäude – mit Abstrichen. Unser unser … Aber UNSERE Kirche - die gab es nie, gibt es nicht und wird es nie geben. Wir gehören (hoff) zur weltweiten Kirche Jesu Christi! Die Rede von „unserer“ Kirche muss zum Abgrund werden! – Doch was nun? Besinnen wir uns wieder auf unseren Auftrag?! Hören wir erst einmal selber hin?! Lassen wir uns selber retten?! Wenn das denn noch nicht geschehen ist! Wer Jesus vertraut, arbeitet mit in dieser ganz besonderen Seenotrettungsstation, ob er (oder sie) orthodox, katholisch, anglikanisch, jüdisch-messianisch, evangelisch lutherisch oder reformiert ist oder einer kleinen Hauskirche angehört. Dieser Auftrag verbindet uns!

Und damit wären wir wieder ganz am Anfang dessen, was Paulus an die Römer schreibt, angekommen:

Im Blick auf Jesus KEIN UNTERSCHIED mehr in der Wertigkeit! Deshalb durchbrich doch die Kette des Unheils. Lass dich senden, verkündige, vertraue und ruf den Herrn Jesus an! Und sei der guten Nachricht gehorsam! Dann gehörst du SEINER Kirche an!

Und noch viel wichtiger: Du bist auf dem allersichersten Weg in den Himmel – nicht „da oben, wo die Flugzeuge fliegen“ sondern in der ewigen und innigen Gemeinschaft mit Jesus – wenn er wiederkommt oder nach Deinem Tod (je nachdem, was eher eintritt)!

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! (Amen)

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