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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG, Bitburg (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    Matthäus 10, 34-39

Ihr sollt nicht meinen, dass ich gekommen bin, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert. Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter. Und des Menschen Feinde werden seine eigenen Hausgenossen sein. Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert. Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden.

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

Liebe Geschwister, liebe Gäste,

Eine Vorbemerkung, bevor ich den für heute vorgeschlagenen Bibelabschnitt lese.

Wenn ich im Halbschlaf morgens um 6 Uhr beim ersten Kaffee des Tages die Nachrichten höre und der Wetterbericht eine Sturmflut vor Juist ankündigt – dann macht es einen Unterschied, ob ich das in der Eifel höre oder … auf Juist. Im ersten Fall werde ich die Nachricht mit wohlsortiertem Interesse … überhören. Im zweiten Fall wird mich das aufrütteln und schlagartig hellwach werden lassen. Oder?

Wer sich biblischen Texten aussetzt, ist wie einer der im Halbschlaf beim ersten Kaffee des Tages die Wetternachrichten von Juist hört. Zu 99 % mag das vorbeirauschen. Aber die „Gefahr“ besteht, dass es einmal … bei mir anklopft und mich echt aus dem Gleichgewicht bringt! Und im Unterschied zur Sturmflut entscheide ich ein ganzes Stück selber, wo ich mich befinde! – zugegeben: Nicht immer. Manchmal überwältigt einen der Geist Gottes auch, bevor ich mit meinen Überlegungen überhaupt zu Wort komme!

Ich lese  nun Matthäus 10, 34-39. Jesus sagt dort:(Siehe oben, Predigttext)

Jesus passt an dieser Stelle nicht so einfach in meine Bilder von ihm hinein. Wie es Ihnen und Euch geht, mögen ie  mögt Ihr selber entscheiden.  Klare Einordnungen sind mir persönlich schon wichtig. Auf der anderen Seite mag ich auch Veränderungsgeschichten. Ich merke das an meinen Lieblingsserien. Das ist schon wichtig, dass jeder seine Rolle einnimmt. Und es irritiert mich, wenn der Bösewicht plötzlich sympathisch und der oder die friedliebend Nachsichtige zum Kotzbrocken mutiert…
Und ich – sie denken bitte an die Sturmflut auf Juist – ich entscheide: Will ich mich davon treffen und betreffen lassen? Oder lasse ich das an mir vorbeirauschen? (Und, wie gesagt: Die Ausnahmesituation, dass mich der Geist Gottes total unvorbereitet packt – und nur ich das direkt merke – die sollte ich auf keinen Fall unbeantwortet verstreichen lassen!!!)

Ein paar Entscheidungshilfen möchte ich geben – weil ich persönlich mich von Gottes Wort treffen lassen möchte (Das ist für mich Christsein!). Und das ist auch meine Verantwortung, wenn ich mich studienmäßig zig Jahre mit der Biebl beschäftige: Ich könnte auch sagen: Das bin ich Euch und Ihnen schuldig!

  1. Zunächst: Bilder sind gut und notwendig
    Sie helfen zum Überleben im manchmal schon anstrengenden und herausfordernden Alltag. So fange ich Beziehungen nicht immer bei 0 an! (Wer sich das ncith vorstellen kann, dem empfehle ich den Film „50 erste Dates“)
     
  2. Ein Bild ist immer nur ein Bild
    Darf der andere da rausspringen? Oder nehme ich das für mich in Anspruch? Ein Bild von mir (oder Dir) wird niemals uns als ganze Person mit allen Schattierungen und meiner gesamten Geschichte einfangen. Und wie könnte das dann für Jesus gelten, wenn er doch Gottes Sohn ist?
     
  3. Unangenehme Bibelstellen haben ihre Bedeutung
    Eine als gewordene Bäuerin, die soweit sie zurückdenken konnte, täglich in ihrer Bibel las, antwortete auf die Frage, was sie denn mache, wenn sie auf Bibelstellen treffe, die sie nicht verstehe: „Dann sage ich halleluja und lese weiter!“
    Und der ehemalige Bundespräsident Rau – auch er las jeden Morgen mindestens 2 Sätze aus der Bibel - sollte mal die Frage beantworten, ob ihm das denn keine Probleme bereite, dass man so vieles in der Bibel nicht verstehe. Und Johannes Rau hat geantwortet: Ich habe schon genügend zu tun mit den Bibelstellen, DIE ICH VERSTEHE!!!“
     
  4. Jesus ist der (erwartete) Friedefürst
    Den hat Israel erwartet. Als solcher künden ihn schon die Engel über den Feldern in Bethlehem an. Als solcher geht er durch Galiläa. Und Paulus sagt das soooo klar wie knapp: ER IST UNSER FRIEDE!
    Doch – und das hatten wir schon – „Friede“, Schalom ist eben eine Beziehungsvokabel und kein Vertrag. Das ist etwas, was sich zwischen (mindestens) zwei Partnern abspielt: 2 Personen, 2 Gruppen, 2 Völker oder … Mensch und Gott. Und genau dieser Friede ist für Jesus kein Frieden um jeden Preis. Kein … fauler Friede. Kein Scheinfriede.
    Vielleicht kennen Sie ja den Scheinriesen von Michael Ende. Der ist in der Ferne riesengroß und bedeutsam und beängstigend! Und der wird immer immer kleiner, je näher er kommt. Der FRIEDE, den Jesus bringt, wird aber immer größer, immer bedeutsamer, je näher ich ihn an mich heranlasse!
    Also dieser Bibelabschnitt bietet aber auch gar keine Munition, um zu sagen: Na wenn er das Schwert bringt, ist er auch nicht besser als Selbstmordattentäter oder Amokläufer. Nichts dergleichen! Kein Material, um Kreuzzüge oder Heilige Kriege zu rechtfertigen. JESUS sagt das hier zu seinem engsten Jüngerkreis, bevor er sie in die Umgebung aussendet! Und das Schwert – das ergreifen die Gegner!
     
  5. Jesus ist der GANZ ANDERE (und er muss nicht nach meiner Pfeife tanzen)
    Jemand, der von Jesus ergriffen worden war, formulierte das mal so kurz wie prägnant: „Jesus spielt in meinem Leben keine Rolle. Er ist der Regisseur!“
    Gott wird in der christlichen Theologie immer wieder mal als DER GANZ ANDERE vorgestellt. Schubladisieren lässt er sich nicht! Martin Luther hat das schon im 16. Jhdt. betont. Und noch viel viel früher erleben das die Propheten, z. B. ein Elia
    Gott zeigt sich ihm ganz ganz anders als von Elia er-wartet. Nein, er ist nicht im Donner, nicht im Erdbeben, nicht im Sturm. Elia muss schon weiterwarten. Und erst, als das leise Säuseln kommt, merkt Elia: Das ist jetzt Gott. - Und Beispiele gibt es viele.  Da könnte man eine ganze Reihe drüber machen!!!
     
  6. Familie und Beziehungen und Friede – das alles ist sehr sehr wichtig (Das ist auch Jesus wichtig!)
    Christen sagen manchmal „Familie ist vorbei, wenn ich Christ werde!“ Manche sagen sogar: „Na, wenn ich Christ werde, muss ich nicht mehr Eltern ehren, mich um Kinder kümmern oder meinen Mann (meine Frau) lieben. Alles nicht mehr wichtig!“ Quatsch. Wo steht denn so was? Natürlich ist Jesus das wichtig! Er lebte sogar in einer Kultur, wo Familie und Gastfreundschaft  orientalische Höflichkeit pur waren, sondern geradezu überlebenswichtig!
    Jesu eigene Bruder spielt eine bedeutende Rolle in der ersten Gemeinde. Seine Mutter taucht immer wieder im NT. Vermutlich gehörte sie in den engeren Kreis um Jesus herum.  Nur …
     
  7. … einer ist eben noch wichtiger: GOTT SELBST
    (Das genau sagt übrigens das erste Gebot aus) Es gibt eben eins, das wichtiger ist als alles andere – wichtiger als familiäre und freundschaftliche Bindungen, wichtiger als das liebe Geld (dazu gibt es auch Geschichten mit Jesus) und sogar wichtiger als der liebe Friede: Und das ist Gott selbst! Da wo es Entzweiungen hervorbringt, dass ich Christ geworden bin, ist das eine Konsequenz, die ich zwar nicht feiern oder provozieren soll – aber respektieren und ertragen muss!

    Die Apostel der ersten Generation packen das in den einen schwergewichtigen Satz: „Man muss GOTT mehr gehorchen als den Menschen!“ Das ist so ein Satz, an dem Christen notfalls ein ganzes Leben lang üben können – oder müssen!

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! (Amen)

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