Logo

von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext: Jesaja 44,21-23

Freude über die Erlösung


21 Gedenke daran, Jakob, und du, Israel, denn du bist mein Knecht. Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist. Israel, ich vergesse dich nicht! 22 Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel. Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich! 23 Jauchzet, ihr Himmel, denn der HERR hat's getan! Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darin! Denn der HERR hat Jakob erlöst, an Israel verherrlicht er sich. (Hoffnung für Alle)


Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

Johann Sebastian Bach war sehr von der Orgel begeistert. Jederzeit, wo er seine neuste musikalische Komposition auf der Orgel spielte, hörten ihm seine Zuhörer bewundernd zu. Einmal fragte ihn einer seiner Bewunderer, wie er mit solch einer Leichtigkeit auf solch ein kompliziertes Instrument spielen kann. „Warum soll das Instrument so kompliziert sein?“ - erwiderte er. „Man muss nur wissen wann und welche Taste man spielen muss, ansonsten klingt alles von alleine.“

Der Prophet Jesaja spricht das Volk Israel, das in die babylonische Gefangenschaft verschleppt wird, an. Es scheint alles wahr zu werden, was vorausgesagt war: die Entfernung von Gott, führt unmissverständlich zum Urteil des Herrn. Das trifft ein, wenn das Volk von dem richtigen Gottesdienst abweicht, und wenn Gott ihm gegenüber nicht gnädig ist. Denn die, die den wahren Gott nicht kennen, werden im fremden Land fremde Götter verherrlichen und ihnen dienen. Ist das aber die Absicht Gottes? - Sein geliebtes Volk und sein Nachkommen endgültig verloren gehen zu lassen? Nein. Endgültig nicht.

Jesajas Worte sind eine Ermutigung für seine Zeitgenossen und auch für die Generation, die in die Gefangenschaft verschleppt wird. Es wird sie eine herausfordernde Zeit, eine Versuchung werden, dort unter Ungläubigen mit Gottesglauben standzuhalten. Doch, Jesaja spricht über die Möglichkeit, die Herzen durch Gottes Verheißung zu stärken um diese Zeit zu überstehen.

Dass die Ungläubigen sich lächerlich machen, weil sie den selbstgebastelten Göttern dienen, und von selbstgemachten Götter Hilfe und Erlösung erwarten, wird sie ins Verderben nach eigener Entscheidung führen.

Heute aber, am Tag der Reformation, ist wie damals, der Aufruf Gottes wieder laut und deutlich: „Kehre dich zu mir, denn ich erlöse dich!“ Vers 22b

Im Jahre 1517 ist ein katholischer Mönch namens Martin Luther - und später viele weitere zeitgenössische Theologen - auf die Idee gekommen sich mit den wahren und ewigen Überlebenschancen der Gläubigen auseinanderzusetzen. So formulierte er seine erläuternden reformatorischen Erkenntnisse in vier Grundlehren zusammen:

- Sola fide – allein aus Glauben/Vertrauen

- Sola gratia – allein aus Gnade

- Solus Christus – allein Jesus Christus

- Sola scriptura – allein die Bibel

Wenn ich dies jetzt mit Worten aus der Gedankenwelt der Geschichte von Bach zum Ausdruck bringen wollte, würde ich sagen: Wenn man weiß, mit wessen Hilfe, wann und wie die geistliche „Lebenstasten“ anzuwenden hat, läuft das christliche Leben wie von alleine. Dann wird die Melodie des Lebens nicht anstrengend oder kompliziert, dann ist sie wunderbar, und sogar für andere Menschen genießbar.

Lasst uns gemeinsam entdecken was uns genau hilft, unser reformatorisches Erbe als geistlich komponierte Melodie wahrzunehmen:

1) Vers 21: „Gedenke daran, Jakob, und du, Israel...“

Die, die Geschichte von Jakob und Esau schon mal gelesen haben, werden sich daran erinnern, was Jakobs Name bedeutet: der Betrüger. Er hat von seinem hungrigen Bruder mit Betrug, für eine Portion Linsen, das Erstgeburtsrecht abgekauft. Dafür musste er lange Zeit Buße tun. Er musste fern von seiner Familie leben, und eine Reihe von Demütigungen erleben, bevor er in die Heimat zurückkehren konnte. Ja, sein trügerisches Wesen hat seinen Preis gehabt. Doch, Jakob der Betrüger, wird bei der Rückkehr auf dem Weg während des Kampfes am Fluss Jabbok, von Gott erneut gesegnet. Er findet Gnade vor seinem Herrn und wird zu „Israel“ umbenannt. Israel bedeutet: „du hast mit Gott gekämpft und hast gesiegt“.

Für uns bedeutet es heute: „Gedenke daran“! Oder, in einer anderen Bibelübersetzung heißt es: „erinnere dich“, auch heute - am Tag der Reformation - daran, wie Gott dich aus einem Betrüger zu einem von Gott geliebten Menschen gemacht hat. Der Herr hat dich unwiderruflich lieb, „Israel, ich vergesse dich nicht!“ (Vers 21b), weil er sich entschieden hat die Menschen nicht nach ihrer Missetat zu messen: „...der HERR hat Jakob erlöst, an Israel verherrlicht er sich.“ (Vers 23b) Jesus hat in dem entscheidenden Kampf am Golgatha den Sieg durchgeführt, und die betrügerisch handelnden Menschen in befreite Sieger verwandelt.  

2) Vers 22a: „Ich tilge deine Missetat wie eine Wolke und deine Sünden wie den Nebel“

Die Zahlungsunfähigkeit eines Schuldigen anzuerkennen ist nicht leicht. Doch solange das Volk, oder heute die Kinder Gottes nicht einsehen, dass sie auf Gott angewiesen sind, werden sie das Angebot Gottes auch nicht annehmen können.

Zu Beginn der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 habe ich meiner Bank gesagt, dass ich die durch die Krise plötzlich verdoppelte Kreditrate nicht mehr zahlen kann, so möchte ich mein Haus aufgeben, und zurückgeben. Hätte ich versucht das Haus aus eigener Kraft spekulativ, trügerisch zu behalten, wäre ich sicherlich ganz schnell Bankrott gegangen. Ein ehrliches Wort führte aber zu der Lösung, die ich heute noch genieße, und konnte das Haus behalten.

So habe ich die begrenzten Kräfte der „...Wolke und...Nebel“ - hier ein sehr schönes Bild - auf eigener Haut erfahren dürfen: denn die beiden, also die Wolke und der Nebel, können nur vorübergehend beängstigend wirken, Angst und Sorge stiften. Die strahlende Sonne können sie auch nicht lange bedecken und können ihre Kraft, Reife und Wachstum gebende Stärke nicht verstecken.

Unser Elend, unsere Gefangenschaft und Ohnmacht fühlen sich manches-mal tatsächlich endlos an. Doch, Gott hat sich entschieden, dass die Folgen unserer Sünden uns nicht endlos verfolgen und beeinflussen: „Ich habe dich bereitet, dass du mein Knecht seist“ (Vers 21a). Wenn Gott etwas vorbereitet, und uns als „seine“ zugeordnet hat, gibt es keine Macht auf dieser Welt, die uns von ihm fernhalten, trennen kann.

Die Erlösung von den Sünden bringt die Befreiung auch die ihrer Folgen mit sich. Das Volk Israel sollte schon durch die Prophezeiung Jesajas wissen, dass Gott ihm verzeiht, es nach absehbarer Zeit wieder befreit und nach Hause führt.

Die Erkenntnisse der Reformation sind nicht nur eine neue theologisch - philosophische Lehre geblieben. Denn die gaben und geben uns Gewissheit: durch das Opfer am Kreuz von Jesus Christus sind unsere Sünden vergeben, und wir sind Gottes Kinder geworden. Damit ist unsere Einkehr in das Ewige Leben gesichert, und die schattige Seite des irdischen Lebens kann uns davon nicht trennen.       

3) Vers 23: „Jauchzet, ihr Himmel, denn der HERR hat's getan!“

Als ich im Altenheim Casa Reha meinen letzten Gottesdienst beendet habe, hat eine ältere Frau die nebenan sitzende Frau flüsternd gefragt: „Darf man nicht klatschen?“ Die Gefragte zuckte an den Schultern und antwortete nichts. Da ich das zufällig mitbekommen habe, meldete ich mich zum Wort, und habe den Anwesenden erklärt, dass es in unseren Kirchen und Gottesdiensten zwar unüblich ist, aber die Bibel erzählt von König David wie er vor Gott - in einem Gottesdienst - tanzte und richtig feierte.

Ich stelle mir manchmal schon die Frage, inwiefern unsere reformatorischen Gottesdienste die Stimmung des Jauchzens widerspiegeln. Ich glaube, wir sind eher sehr zurückhaltend, und meinen: „na ja so laut lachen und klatschen gehören nicht zum Gottesdienst“. Wenn ihr aber mich fragt, dann muss ich euch sagen, dass ich mir durchaus sehr gut vorstellen könnte unsere Gottesdienste fröhlicher zu feiern.

Fröhlichkeit ist ein Zeichen der Dankbarkeit. Wenn wir aber Gottes unglaubliches Opfer, das wir durch Jesus Christus bekommen haben feiern möchten, sollte unsere Fröhlichkeit eigentlich keine Grenzen haben.

So ist der Aufruf Jesajas an das Volk Israel auch zu verstehen: „Jubelt, ihr Tiefen der Erde! Ihr Berge, frohlocket mit Jauchzen, der Wald und alle Bäume darin!“ (Vers 23b)

Das Volk Israel wusste zu der Zeit noch nicht, wann und wie es gerettet und in die Heimat zurückgeführt wird. Aber es war schon sicher, dass es geschehen wird, weil Gott durch Jesaja es gesagt hatte. Es blieb insofern nichts anderes übrig als daran zu glauben, und sich auf etwas zu freuen was sie noch nicht gesehen, oder nicht erlebt haben. Ist das nicht spannend?

Ja, es ist symbolisch und wirkt stark in die Zukunft der Gläubigen hin:

Nein, sich nicht nur dann zu freuen, wenn man oben auf der Spitze, nah an der Sonne steht. Sondern auch in den Tiefen, und im Schatten der Wolken oder der Bäume. Denn, wir wissen - wie unter dem vorherigen Punkt Aufgeführt - dass die Rettung da ist, auch wenn wir das vorüberführend nicht klar spüren oder sehen. Die Hoffnung aber ist schon genug Grund um richtig Party zu feiern.

Nach meiner kurzen Erklärung im Altenheim Casa Reha haben die ca. 35 Anwesenden angefangen zu klatschen, und hörten lange nicht auf. Man hat richtig gespürt, wie sehr sie sich vom Wort des lebendigen Gottes angesprochen gefühlt haben.   

So möchte ich auch euch nochmal in diesem Jahr auf die drei biblisch - reformatorische Gedanken fröhlich aufmerksam machen:

  • Jesus hat in dem entscheidenden Kampf am Golgatha den Sieg durchgeführt, und die Sündigen in befreite Sieger verwandelt.
  • Durch das Opfer am Kreuz von Jesus Christus sind unsere Sünden vergeben, und wir sind Gottes Kinder geworden. Damit ist unsere Einkehr in das Ewige Leben gesichert, und die schattigen Seiten des irdischen Lebens können uns davon nicht trennen.
  • Aufgrund der ersten zwei Tatsachen sollen unsere Fröhlichkeit und Dankbarkeit keine Grenzen haben.
Amen

Digitale Kollekte

Wenn Sie im Augenblick keinen öffentlichen Gottesdienste besuchen können oder möchten.
Sie aber etwas in die Kollekte für die verschiedensten Zwecke und Werke geben möchten, ist hier die Möglichkeit für die jeweiligen Tage dazu:

Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Mit brüderlichem Gruß

László

Projekte, die wir unterstützen

Opendoors

Open Doors unterstützt verfolgte Christen mit Selbsthilfe-Projekten, Literatur, Schulung von Leitern, hilft Gefangenen und den Familien ermordeter Christen. 

+ mehr

Familie Schmid in Taiwan

Familie Schmid ging vor über 1 1/2 Jahren als Missionare nach Taiwan um einheimische Pastoren auszubilden.

+ mehr
 

Links