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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

Predigttext    Jeremia 23, 5-8

5 Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird. 6 Zu seiner Zeit soll Juda geholfen werden und Israel sicher wohnen. Und dies wird sein Name sein, mit dem man ihn nennen wird: »Der HERR ist unsere Gerechtigkeit«. 7 Darum siehe, es wird die Zeit kommen, spricht der HERR, dass man nicht mehr sagen wird: »So wahr der HERR lebt, der die Israeliten aus Ägyptenland geführt hat!«, 8 sondern: »So wahr der HERR lebt, der die Nachkommen des Hauses Israel heraufgeführt und hergebracht hat aus dem Lande des Nordens und aus allen Landen, wohin er sie verstoßen hatte.« Und sie sollen in ihrem Lande wohnen. (Luther 2017)

Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommen wird!

MEHR ALS MÄRCHEN? - Wie beginnt eigentlich jedes klassische deutsche Märchen … ES WAR EINMAL! Und erzählt dann etwas, von dem jeder, sobald er erwachsen wird, weiß, dass das niemals so gewesen sein kann. Und wer innerlich ein Kind geblieben ist, weiß zugleich, dass gar nichts soooo wahr sein kann wie dieses Märchen! … Und mit ihm der Königssohn und sein gerechtes Handeln und die Befreiung, die damit einhergeht.

Liebe Geschwister, liebe Gäste,

als wir Kinder waren, brachten wir einander den Konjunktiv bei. Wir sagten „Du wärst die Mutter und ich wär‘ der Vater und wir würden einkaufen gehen und dann würden wir den Hund verlieren und wir würden ihn suchen bis es Abend würde…“ Kennen Sie das? Und wenn ja: Wissen Sie noch, wie das war? Reinste Realität, oder nicht?

Wenn wir prophetische Texte der Bibel miteinander lesen, die schöner nicht sein könnten, dann habe ich manchmal den Eindruck, wir nutzen diesen alten und so ungebräuch-lichen konjunktiv, um uns zu distanzieren oder uns doch wenigstens zu schützen.  - MEHR ALS MÄRCHEN?

Stell dir vor, es käme eine Zeit, - so würden sie distanziert gesagt haben - da würde Gott einen König schicken, der wäre anders als alle anderen Könige. Der wäre gerecht und gut. Wie ein Vater. Und er würde Juda helfen und Israel absichern. Und sein Name wäre „Unser Recht ist Gott“ Und so würden ihn auch alle nennen.  Und es käme dann eine Zeit, stell dir nur mal vor, da würden wir nicht mehr sagen: „So wahr Jahwe real ist, der sein Volk aus Ägypten führte“, sondern wir würden sagen: „So wahr Jahwe real ist, der sein Volk aus dem Exil führte“

Und wir würden in unserem eigenen Land leben! - Zu schön um wahr zu sein? Advent: Zu schön für Israel? Leider nicht wahr? Advent: Zu schön für uns? Leider ohne ein Fünkchen Wahrheit? Zu schön ... um auch noch wahr sein zu können?

Wie beginnen noch einmal Märchen? ES WAR EINMAL! War – und eben nicht HÄTTE WÄRE WENN. Und im Hebräischen, da gibt es eine Zeitform, die Vergangenheit und Zukunft in einem ist. Es wird etwas erzählt, das noch kommt, unbedingt kommen wird – so als wäre es schon geschehen. So gewiss ist das. Alles andere als Konjunktiv. Nicht mehr HÄTTE HÄTTE FAHHRRAD-KETTE! Viel mehr beinahe so wie ES WAR EINMAL! Denn wir ein gutes Märchen, so verändert der Prophetenspruch Deine und meine Wirklichkeit.

So spricht der Prophet von der Neuen Zeit! - Tja, wenn das mal wahr wäre! MEHR ALS NUR EIN MÄRCHEN!

Und wie enden noch einmal die Märchen? - - - „Und wen sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!“

Der Prophet, er lebt nicht mehr. Die die Gott befreite aus der Verbannung, sie sind lange tot. Durch ganz andere Lei-denszeiten musste Israel mittlerweile gehen! - Doch Chri-sten glauben, dass das auch uns Heutigen und Hiesigen – rund 3000 Jahre später - etwas zu sagen hat. Dass dieses Wort lebendig ist. Dass dieser Gott in Jesus auf die Erde gekommen ist. Dass er in seinem Geist unter uns ist.

Und schon vor 3000 Jahren war ein Jeremia – den es nun wirklich arg gebeutelt hat in seinem Prophetenamt – er war überzeugt, dass es mehr als Märchen sein müssten, die ihm Gott da anvertraut hatte!

Was spielt sich da also ab zwischen ES WAR EINMAL und WENN SIE NICHT GESTORBEN SIND? Eine Geschichte, die uns, wenn sie gut geschrieben und gekonnt erzählt ist, in ihren heilsamen Bann zieht, so dass wir wünschten, es würde nie nie aufhören.

Wenn das WORT GOTTES uns erreicht und berührt und ergreift und packt, dann wünschten wir, es wäre … MEHR ALS EIN MÄRCHEN, es wäre so wahr, wie nichts anderes, was wir als Wahrheit bezeichnen. Der Prophet Jeremia war genau davon absolut überzeugt:

  Dass die Zeit des Davidsohnes kommen wird (ich ver-wende bewusst nicht den eigentlich korrekten Konjunktiv)

  Dass die Gerechtigkeit die Oberhand gewinnen wird

  Dass der Rückblick von der heilsamen Gegenwart getoppt werden wird und niemand mehr an die alte Befreiung aus Ägypten mehr wird erinnern müssen, weil sie alle aktuell hier und jetzt erleben, was Befreiung bedeutet!

  Und dass sie in ihrem Land werden leben können

Nein, ich kann und will nicht einfach den Jeremia kopieren, indem ich sage „Befreiung ist nah!“ Ich bin im Übrigen auch gar nicht davon überzeugt. Ich habe vielmehr die Sorge, dass es sehr herausfordernd und schwer werden wird in der unmittelbaren Zukunft. Doch gerade Advent heißt ja: DAS LICHT LEUCHTET IN DER DUNKELHEIT.

Und so lässt Gott den Jeremia durch den Horizont sehen. Lässt ihn erkennen, wer da eigentlich regiert. Wer da eigentlich das Sagen hat. Und was Befreiung eigentlich bedeutet. Und wie Heimat eigentlich aussehen muss. Gott lässt seinen Propheten unvorstellbare Bilder entdecken. Und so wie ein Jeremia sich damals fragen lassen musste:

„Wie weit reicht dein Blick? Und wie weit reicht dein Mut? Reichen Blick und Mut von 12 bis Mittag? Oder bis in die kommende Nacht, zum Ende des Jahres…? Oder - reicht es Dir sowieso!“ … So könnte   😉   so könnte Gott ja auch uns heute fragen: Wie weit reicht dein Blick, und wie weit reicht dein Mut? Wohl wissend, dass es um die Weitsicht und den Mut nicht so gut bestellt ist.

Von hinten her ist ja immer leicht reden. Und so könnt 😉 ja, könnten wir natürlich sagen: Ach Jeremia, du Kleingläu-biger! Da kam doch tatsächlich Jesus, der Gottessohn. Und wenn einer recht gehandelt hat und Gerechtigkeit herge-stellt hat, wenn denn da einer von Gott reden konnte wie kein anderer und von Himmel. Und wenn einer heilte und befreite, dann doch Jesus. Und auch Heimat hat seitdem ein ganz neues Geschmäckle, lieber Jeremia!

So könnten wir sagen, von hinten her! Und was werden sie uns sagen in ein, zwei, Jahren? „Ach Ihr Kleingläubigen…“ Wer weiß! Zu schön, um jetzt schon wahr zu sein?

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! (Amen)

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