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 von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

 

„Singt das Lied der Lieder!“

(Predigtgedanken zur Weihnachtsgeschichte am Heiligen Abend 2022)

                               

                                  GNADE SEI MIT EUCH UND FRIEDE…

 

„Singt das Lied der Lieder! – Und bitte stimmt nicht ein in den Mainstream der Parolen, die den Namen „Musik“ gar nicht verdienen, liebe Geschwister, liebe Festgäste! Singt das Lied der Lieder! Das Lied schlechthin. Das Lied, das wie ein Notenschlüssel den Ton angibt für alle Lobpreislieder in  7000 Sprachen in 195 Ländern dieser Erde!

Man kann so viel entdecken in der wohl bekanntesten Geschichte der Bibel, die heute Abend weltweit in Hunderten von Sprachen in Afrika, Asien, Amerika, Australien und Europa gelesen wird. Eine Sprache, in der wir alle einander verstehen, ist die Musik – auch wenn es unendlich viele Musikstile und – instrumente gibt. Menschen fühlen sich weltweit in der Musik dem Himmel ein Stückchen näher. Dafür muss man nicht erst „Wie im Himmel“ anschauen, obwohl der Film sehenswert ist.

Ob die Engel deswegen singen in dieser Geschichte? Wobei – der dort in Bethlehem angestimmte, ansteckende viel-stimmige Gesang ist der Gesang eines Heeres (!) – ohne dass das deshalb Marschmusik für Nagelstiefelträger wäre.

 Ein Loblied an den Höchsten ist das, das so ansteckend auf Zwerchfell, Gemüt und Stimmbänder wirkt, dass sie vermutlich alle – nach einem Moment des überwältigten Staunens - eingestimmt haben werden – auch wenn das da nicht steht. Singen war so was von normal, dass es gar nicht extra erwähnt werden musste…

Die Geschichte von Jesu Geburt ist so unglaublich, dass sie wahrscheinlich von solchen, die sie aus Überzeugung ins Leben hineinlassen, EIGENTLICH nur tanzend und singend auszuhalten ist. Sie ist zugleich sooo klein und sooo groß, dass sie alles Bekannte sprengt.

Sobald ich mich ganzheitlich auf diese gesungene Botschaft einlasse, bringt sie mich in Bewegung. Und ich kann kaum absehen, wohin sie mich treiben wird!

Deshalb ist es wohlverständlich, dass Menschen lieber nicht in die Kirche gehen oder lieber die Bibel geschlossen halten (neben anderen Gründen dafür!) – Wer sich auf den Gesang der Engel zutiefst einlässt, kann nicht mehr sicher sein, alles im Griff und unter Kontrolle zu haben. Lobgesang wird biblisch manchmal sogar als eine unverständliche Äuße-rung von Menschen verstanden, die „außer sich!“ sind. Zu Pfingsten haben die Umstehenden gehöhnt, dass diese Jesusleute wohl betrunken wären. Hohn und Spott!

 

Der Barde, der mich seit meiner Kindheit immer wieder mit seinen Liedern anspricht und mich zum Nachdenken, Lachen, Weinen anrührt, ist vor drei Tagen 80 Jahre alt geworden. Auf die Frage an Reinhard Mey, was sein größtes Problem sei, nennt er seine ausgeprägte Harmoniesucht. Sein bekanntestes Lied ist wohl … Nun, wissen Sie es? Genau, „Über den Wolken“!

In diesem Song beschreibt der Hobbypilot seine Gefühle beim Beobachten einer startenden Maschine. Das war so anschaulich, dass die DDR-Führung ihm das Lied untersagte, als sie ihm einen Auftritt in der Fernsehsendung "Showkolade" am 11. November 1989 (!!!) erlaubte – jedoch nicht das Lied - wegen der "grenzenlosen Freiheit", von der darin die Rede ist. Zwei Tage vor seinem Auftritt fiel die Mauer - und Mey konnte den Song doch noch singen.

Er glaubt nicht an Gott! Und doch empfinde ich manche seiner Lieder als Gebete. Manche bringen mich zum Lachen oder Träumen. Oder Weinen – so beim Lied über das Sterben seines Sohnes Maximilian. Er selber sagt: "Das Leben hat mich mit Geschenken überhäuft, mit Glück und Liebe überschüttet und, wie um Gleichgewicht und Gerechtigkeit wiederherzustellen, auch mit dem größten Schmerz.“

Sein Lied „Gib mir Musik!“ bedeutet mir - aus nun wohl verständlichen Gründen - besonders viel!

 Er musste sich im Laufe der Jahrzehnte manche Schmähung anhören. Er sei ein „Heintje für geistig Höhergestellte“ ist nur eine davon. Und was sagt das erst aus über Heintjefans!? Was sagt es aber auch über die Spötter aus? Wer verhöhnt, wie andere Musik machen und welche Musik andere lieben, der nimmt sich selber die Freude, angerührt zu werden zum Lachen und Weinen und ... Staunen! Und manchmal auch zum Aushalten und zum Widerstand. Wir haben schon einmal in einem Gottesdienst sein Lied „Hilf mir gerade zu steh’n!“ miteinander gesungen! Positionslo-sigkeit kann man ihm nicht nachsagen: Im Frühjahr 2022 gehörte er zu den Unterzeichnern eines Offenen Briefes, der sich gegen Waffenlieferungen an die Ukraine wandte

Doch bringt Singen auch Mauern zum Einstürzen? Vielleicht? Wenn 1000 Engel singen, hält jedenfalls meiner Überzeugung nach keine Mauer dem stand! Vielleicht ja innere Mauern, die wir mit Hohn und Spott und Ignoranz errichtet haben. Es wäre allerdings schade!

Wer andere verhöhnt, kann sich distanzieren. Er muss es irgendwann sogar. Wer sich auf das Liebeslied vom Kind in der Krippe einlässt, den treibt es unwillkürlich unter dem Kreuz in Jesu Arme und in den inspirierenden Kraftbereich des Heiligen Geistes. Möge Gott das heute inmitten von Kontrolle, Chaos, Krieg und Corona weltweit schenken!

Die besten Wünsche zum Christfest und Gottes Segen, Ihr Guido Kohlenberg

                  UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST …

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