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von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext: Markus 16,1-8

Mk 16,1     Und da der Sabbat vergangen war, kauften Maria Magdalena und  Maria, des Jakobus Mutter, und Salome Spezerei, auf daß sie kämen und salbten ihn.

Mk 16,2     Und sie kamen zum Grabe am ersten Tag der Woche sehr früh, da die Sonne aufging.

Mk 16,3     Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür?

Mk 16,4     Und sie sahen dahin und wurden gewahr, daß der Stein abgewälzt war; denn er war sehr groß.

Mk 16,5     Und sie gingen hinein in das Grab und sahen einen Jüngling zur rechten Hand sitzen, der hatte ein langes weißes Kleid an; und sie entsetzten sich.

Mk 16,6     Er aber sprach zu ihnen: Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten!

Mk 16,7     Gehet aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus, daß er vor euch hingehen wird nach Galiläa, da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat.

Mk 16,8     Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe; denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen. Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.

(Lutherbibel 2017)

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Geschwister, liebe Freunde,

Es war einmal ein König, der hatte zwei Söhne. Als er alt wurde, wollte er einen der beiden zu seinem Nachfolger bestimmen. Doch wie sollte er dies tun? Beide Söhne hatte er sehr gerne, und beide Söhne waren klug und besonnen. Da beschloss der König, den beiden eine Aufgabe zu stellen. Wer diese Aufgabe am besten erfüllen würde, der sollte der neue König sein. Er rief seine beiden Söhne zu sich und gab jedem fünf Silberstücke in die Hand. Dann sagte er: „Geht und füllt die Halle unseres Schlosses. Womit ihr sie füllt, das ist eure Sache.“ Der älteste Sohn machte sich auf den Weg und grübelte. Fünf Silberstücke waren nicht viel, mit was sollte er die ganze Halle füllen? Es musste etwas sein, das nicht viel kostete, aber eine große Menge war. Als er noch so überlegte, kam er an ein Feld, wo Zuckerrohr geerntet und gepresst wurde. Das ausgepresste Zuckerrohr lag nutzlos umher. Ausgepresstes Zuckerrohr! Das war die Idee! Es kostete nicht viel, aber er konnte die ganze Halle damit füllen. Bestimmt würde sein Bruder nicht auf so eine gute Idee kommen! Er gab dem Aufseher über die Zuckerrohrfelder die fünf Silberstücke und man brachte das ausgedroschene Rohr in die Halle. Die ganze Halle konnte er damit füllen. Als er fertig war, betrachtete er zufrieden sein Werk. Auch sein Vater, der König, kam und schaute sich an, wie sein älterer Sohn die Aufgabe erfüllt hatte. Bald darauf kam der jüngere Sohn. Er ließ das Zuckerrohr entfernen, stellte mitten in die Halle eine Kerze und zündete sie an. Ihr Schein füllte den Raum bis in den letzten Winkel. Wie er so dastand, kam sein Vater dazu und schaute sich an, wie sein jüngerer Sohn die Aufgabe gefüllt hatte. Der König betrachtete sich eine Weile schweigend die vom Licht erfüllte Halle und sagte dann zu seinem jüngeren Sohn: »Du sollst mein Nachfolger sein. Dein Bruder hat fünf Silberstücke ausgegeben und die Halle mit nutzlosem Zeug gefüllt. Du aber hast nicht einmal ein Silberstück gebraucht und hast sie mit dem gefüllt, was die Menschen brauchen.

Sie, die Frauen aus dem vorgelesenen Bibeltext, haben so viel Geld ausgegeben, um Jesus auch nach seinem Tod die Ehre zu erweisen, um ihn zu salben. Die Trauer, die Qual, die Jesus zu ertragen hatte war noch frisch, … das Ganze haben sie aber nur von der Ferne angeschaut… Das wirkt heute noch bedrückend. Und wieso nicht, denn seit zwei Tagen nach Karfreitag - heute ist der dritte Tag - sitzen die Jünger in einem geschlossenen Raum, voller Angst und ratlos. Sie wissen es noch zwar, was Jesus versprochen hatte, aber das ist so surreal. Kein Mensch hat je so etwas gesehen.

Aus dieser Ferne hört man im Hof des Pilatus nur das Echo der Stimmen des Volkes: „Kreuzige ihn!“; und die Worte von Pilatus: „peitsche ihn aus“, und dann, letztendlich sein Urteil und seine Zustimmung: „kreuzige ihn“. Es widerklingt der Spott der Soldaten und der Obersten: „bist du der Christus, der Sohn Gottes, hilfst dir selbst“; und nicht zuletzt Jesu „Todesschrei“: (Mk 15,34) "Eli, Eli lama asabthani? das ist verdolmetscht: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“

All diese Bilder und Gedanken bildeten eine scheinbar unbesiegbare Wand: die Wand des Zweifels. Warum wundert man sich nicht, wen man daran denkt, was alles in den Köpfen dieser Frauen umher ging? Sie werden es verstehen, wenn wir sie heute noch näher beobachten. Die Frauen haben eine Grundfrage zu beantworten: Wer wälzt uns den Stein weg? Sie werden es sehen, was ganz genau hinter dieser Frage steckt.

In der Geschichte von heute erfahren wir wie zwei bekannte Regel gebrochen werden, und wie Eines behalten bleibt.

  • Das Durcheinander der natürlichen Gesetze:

Die Sorge des Eintritts ins Grab Jesu hat sich schnell gelöst. Die Frauen hätten den Stein, sehr wahrscheinlich nicht bewegen können. Doch, der ist einfach nicht mehr da. Jetzt stehen sie da, und haben die Möglichkeit sich zu entscheiden: hereingehen, oder von lauter Angst wegrennen. Die Entscheidung ist gefallen: sie gehen hinein.

Hier die erste Nachricht, liebe Ostern- feiernde- Gemeinde: bleibt nicht draußen, und geht nicht nach Hause, wenn ihr meint, dass euch ein leeres Grab nichts sagen kann, nichts zu bieten hat. Glaubt ihr nicht daran? Ihr versteht es nicht? Geht bitte hinein! Ins Grab Jesu! Seht es euch mit eigenen Augen an. Lasst euch nie von euerem Zweifel und euerer Angst überreden. Bleibt nicht weiter in der Ferne vom Karfreitag. Ihr müsst reingehen. Nur dann werdet ihr es weiter nachvollziehen können, was im Grab am Ostern passiert ist.

„Und sie gingen hinein in das Grab und sahen“ – Die Frauen. Sie wurden also Zeuge dessen was da war, beziehungsweise was da nicht war: denn wie der Junge der da saß sagte: „Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; er ist nicht hier. Siehe da die Stätte, da sie ihn hinlegten!“. „Nein, dass kann nicht sein. Es widerspricht allen menschlich vorstellbaren Regeln. Er müsste hier sein.“ – hatten sie sich wahrscheinlich gesagt. Sie haben ihn doch vor einem Tag hierhergebracht. Und es wachten römischen Soldaten hier am Grab. Es ist aber nichts mehr davon da, was sie vor einem Tag dagelassen haben.

Genauso ist es Ostern zu verstehen: bei Jesu Auferstehung greift kein Naturgesetz, und nichts bleibt so wie wir es kennen und es uns menschlich vorstellen können. Die Menschen, die die Auferstehung, nach den Naturgesetzen zu verstehen versuchen, werden sie davon nie und nichts verstehen. 

  • Der Umbruch der Regeln der religiösen Tradition

Der Jüngling ist bestimmt kein Jude. Denn wäre er einer gewesen, hätte er wissen müssen, dass Frauen in der jüdisch religiösen Tradition in den Fragen des Glaubens nichts zu sagen hatten. So hätte er nie Frauen beauftragt „eine Predigt zu halten“: „Gehet aber hin und sagt's seinen Jüngern und Petrus…“ Doch, dieser Auftrag ist eindeutig, und unmissverständlich.

Also, sind die erste Nachrichtenträger der österlichen Botschaft drei Frauen, sollten sie den Auftrag annehmen. Der Satz ist riesig: die Jünger, und die Welt sollen erfahren, dass Jesus lebt.

Welch ein Bruch? Jetzt müssen sich die Frauen überlegen was sie tun. „Und sie gingen schnell heraus und flohen von dem Grabe;“. Eigentlich schade. Aber bitte nicht vorschnell urteilen. Denn sie kommen alle drei aus traditionell konservativ gläubigen Familien. Was sie hier erfahren entspricht gar nicht dem, was sie bisher in ihrer Religion gelernt und gelebt haben: „denn es war sie Zittern und Entsetzen angekommen.“

Stellt euch vor: euere menschliche Vernunft und euere religiöse Tradition würden euch im Wege stehen, wenn ihr etwas eueren besten Freunden, Familien, Gemeinde unbedingt sagen sollt. Wie würdet ihr darauf reagieren?

„Und sie sagten niemand etwas, denn sie fürchteten sich.“ Ich glaube ich verstehe sie. Heute ermutige ich uns aber, uns niemals von falsch verstandener Religiosität leiten zu lassen, wenn diese der Verbreitung der Wahrheit des Auferstandenen Jesu Christi im Wege steht. Führtet euch nicht und niemals über den Auferstandenen zu reden, auch wenn Menschen euch beängstigen oder euch zu überzeugen versuchen es nicht zu tun, weil es der aktuellen, der alten oder neuen Tradition nicht entspricht.   

Auch der traditionell konservative Kreis der Jünger wird Ihnen nicht ermöglichen überhaupt den Mund aufzumachen. Das wäre nach der jüdischen Lehre Gotteslästerung und Sünde. Die Frauen erzählen aber – laut einem anderen Bericht der Bibel - letzten Endes trotzdem was sie erfahren haben. Und die Jünger haben der Frauen „selbstverständlich“ nichts davon geglaubt. Also, die Sorgen der Frauen haben sich bestätigt. Zwei aber, Petrus und Johannes sind dann doch selbst zum Grab gerannt, und nach ihrer eigenen Überzeugung wieder zurückgelaufen, um den Bericht der Frauen über den Auferstandenen Jesus zu bestätigen.

  • Jesus hält sich an sein Wort: „da werdet ihr ihn sehen, wie er gesagt hat.“

Er hat doch alles vorausgesagt. Und Ihr? Ihr Jünger? Ihr wart alle beleidigt, verzweifelt, und ihr wolltet es nicht glauben. Obwohl nichts anderes passiert als das, was Jesus ganz genau beschrieben hat. Ist das eine gute oder eine schlechte Nachricht, nämlich, dass ihr euch damit auseinanderzusetzen habt, dass ihr euch genau das ansehen müsst, was und wie er es euch vorausgesagt hat? Denn jetzt wird es nochmal unangenehm.

So ereignete es sich nachher, dass Thomas erst dann alles was Jesus vorhergesagt hat glaubte, als er die Wunden antasten durfte. Jesus aber, bat an, ihn in seinem Unglauben zu stärken. Auch Petrus musste am See Genezareth Jesu Fragen „liebst du mich?“ dreimal anhören. Er musste hierdurch beschämt anerkennen: Jesus hat über seine Verleugnung, über seinen Tod und seine Auferstehung im Vorfeld erzählt. Petrus wollte ihn aber mit seinem Leben, mit dem Schwert verteidigen. Davon bezeugt das Abschlagen des Ohrs des Tempeldieners bei Jesu Verhaftung im Garten Gethsemane. Am Ende verleugnete er – Petrus - ihn im Hof des Tempels doch dreimal.

„..wie er gesagt hat.“ Was Jesus gesagt hat, hat aber nicht nur unangenehme Konsequenzen. Noch mehr. Die Frauen haben eigentlich eine absolut positive Nachricht zu vermitteln: sie werden ihn alle wiedersehen. Er kommt den Jüngern entgegen, er besucht sie, und wird nach seiner Auferstehung noch vierzig Tage mit dem Jüngern sein. Er wird sie darauf vorbereiten, dass er zu seinem Vater im Himmel geht. Wie er gesagt hat, lässt er die Jünger nicht ohne Trost zurück. Er verspricht, ihnen seinen Geist als Tröster zu schicken.

„Wer wälzt uns den Stein weg?“ – Ein Satz der mehr als nur eine organisatorische Frage ist. Wie sie es sehen, erklang diese Grundfrage nicht nur am Anfang der Predigt. Sie hat unsere ganze Predigt begleitet. Ein Stein, der am einfachsten vom Grab weggerollt werden konnte. Nicht dieser Stein war das größte Problem der österlichen Frauen, und später der Jünger, sondern der Stein, der die Herzen der Menschen verstopft.

Schauet um euch, und sei ehrlich zu euch selbst: wir leben in einer Welt, wo alles plausibel, und naturwissenschaftlich – nach den Gesetzen der Natur und / aber nach der religiösen Tradition – nach- und beweisbar sein muss. Was dieser Kriterien nicht entspricht, passt nicht zu dem modernen Unterricht der Schulen, der Universitäten, heute sogar manchmal der traditionellen konservativen aber auch der liberalen Theologie nicht.

Falsch, wie ich es meine. Denn Glaube ist mehr als menschliche Vernunft, das Leben ist mehr als ein zufälliges Zusammenspiel von Hormonen und Körperzellen. Das Ewige Leben - was uns durch die Auferstehung Jesu versprochen ist - ist weiter und schöner als die von der NASA je erreichte / erblickte Stern, Schwarzes Loch, oder Spatium im Universum. All die erwähnten Phänomene sind Teil der Schöpfung, der Intelligenz, welche wir erforschen können, welche wir von Gott erhalten haben. Die Menschen aber, die nur dabeibleiben, bleiben genau von dem gefangen, den sie verneinen, oder von dem sie am meisten Angst haben: „dem Stein“. Ihnen bleibt der Stein vor dem Grab übrig. Sie werden nie erfahren, wer der Auferstandene wirklich ist, und welche Zukunft er uns durch seinen Tod und Auferstehung gebracht hat.

UND DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE UNSERE VERNUNFT, DER BEWAHRE UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS, DEM GEKREUZIGTEN UND AUFERWECKTEN UND GEGENWÄRTIGEN! Amen

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Mit brüderlichem Gruß

László

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