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von Pfarrer GUIDO KOHLENBERG (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg)

 

              „Tausend Engel singen Alleluja“

                                                     Predigt am 26. 12. 2022

Gnade sei mit Euch und Friede…

 

Liebe Geschwister, liebe Gäste,

manchmal sitzt man so unverkrampft beisammen, redet über dies und das. Modern sagt man „small-talk“, in Duisburg „Gedöns“. Und dann stellt Dir einer eine Frage, die Dich ins Nachdenken bringt, oder sogar zum Schwitzen oder dich ruckzuck in eine frühere Situation versetzt, die vielleicht ja besonders begeisternd … oder auch traurig war… Ich habe das immer wieder erlebt, manchmal selber – zum Teil berufsbedingt – komische Fragen gestellt. Und an manche dieser Episoden erinnere ich mich gerne, weil sie die Beziehung zu meinem Gegenüber in die Tiefe führten… Und wir haben lauthals gelacht … oder Rotz und Wasser geheult!

 

Hat Dich schon mal jemand gefragt:  „Woher stammst Du eigentlich?“ (…) oder „Wie habt Ihr Euch kennengelernt?“ (…) oder auch „Warum hast Du ausgerechnet diesen Job gewählt?“ (…) – Und ich weiß ja selber: Solch eine Frage kann natürlich schnell beantwortet werden – „Aus Duisburg!“ - „Aaahso!“ - - - Oder sie löst 1000 weitere Fragen aus: „Naaain! Da kommt meine Mutter her. - Kennst Du die vielleicht? Elfriede Rudolf…“ „Ähm. Nein! Duisburg hatte damals 700.000 Einwohne und da…“ „Ach komm, die hast Du bestimmt mal getroffen, die hat beim MSV gespielt und saß in Neudorf im Kirchenvorstand…“ „Achso, beim MSV… und im Kirchenvorstand“ – IHR WISST SCHON!

 

Warum frage ich das? Warum habe ich darüber nachgedacht  – gerade an Weihnachten? – Es ist so ein Art RÜCKBLENDE. Solche  Fragen können Flashbacks auslösen. In Filmen gibt es sie mehr und mehr. Es gibt ganze NET-FLIX-Staffeln, die bestehen fast ausschließ-lich aus Flashbacks. Man kann das lieben oder hassen.

 

Was ich spannend finde: In der Bibel gibt es sie auch. Ja, im Unterschied zum modernen Journalismus: „Wir schalten jetzt live zu unserem Korrespondenten im Hauptstadtstudio Washington, Elmar Theveßen“ – im Unterschied dazu ist die Bibel nicht live geschrieben und auch nicht live erzählt worden. Sie besteht sozusagen aus mehr Rückblenden als die wirrste NETFLIX-Folge („Stranger things“).

Wobei die biblischen Rückblenden nicht verwirren wollen – ganz im Gegenteil. Die biblischen Rückblenden wollen klären, erklären und im besten Falle sogar heilen. „Heilung von Erinnerungen“ ist nämlich ein Geschäft, das nur der Geist Gottes beherrscht,. Die biblischen Geschichten sind Rückblenden, im Nachhinein erzählt und aufgeschrieben. Sie sind Antworten auf Fragen wie

„Wie war das damals eigentlich mit Deiner Schwangerschaft, Maria, und dem Besuch bei Elisabeth. Hast Du ihr geholfen oder sie dir?“ oder „Warum bist Du hier in Ägypten, Joseph? Pyramiden werden doch nicht aus Holz gebaut. Wie kommt so ein Prachtkerl und genialer Zimmermann wie Du ausgerechnet in das Land der Pharaonen?“ oder  auch „Wie habt Ihr zwei Euch eigentlich kennengelernt? Du warst, nun ja, nicht mehr der Jüngste, Josef. Und Deine Verlobte, nun ja…“

Zur letzten Frage schweigt die Bibel sich übrigens aus. Wie zu manch anderen auch, die einfach nicht wichtig sind. Smalltalk („Gedöns!“) liegt den biblischen Autoren nicht. Und Schreibmaterial war teuer! Nicht schweigt die Bibel darüber, WARUM Josef dann doch bei Maria bleibt – nicht sein ursprünglicher Plan!

Und auch nicht der spontane Gedanke des Zimmer-manns aus dem allerletzten Dorf in Galiläa, als er von der Schwangerschaft seiner Verlobten erfährt: „„Wir schalten jetzt live zu unserem Korrespondenten im Hauptstadt-studio Washington, Elmar Theveßen…“

Nein! So nicht! Ich lese aus Matthäus 1, ab Vers 18 (wer mitlesen möchte). Ich lese aus der „anderen Weih-nachtsgeschichte“ des Neuen Testamentes und vertraue darauf, dass beim Lesen und Hören sich der lebendige Gott selber zu Wort meldet:

Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann, der fromm und gerecht war und sie nicht in Schande bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu verlassen.

20 Als er noch so dachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden.

22 Das ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht: 23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.

24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, - - - (da) tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25 Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.

Der Gesang der 1000 Engel – Heerscharen über dem Acker von Bethlehem (im Lukasevangelium) – hat also ein klitzekleine (und doch elementar wichtige) Vorge-schichte. Wir lesen sie – wie beinahe alles in der Bibel – als eine Rückblende. Wir bekommen sie von hinten her erzählt. Und erleben dabei – wenn‘s gut geht - dadurch das Reden Gottes mittendrin in unserem heutigen Alltag - mit Ausblick nach vorne du Luft nach oben!

Vielleicht ist der kleine wunderbare Moment, den Du irgendwann heute hoffentlich erlebst, ja nur ein klitzekleiner Vorgeschmack auf den Himmel!

Und einstmals (?) sagst Du dann: „Weißt Du noch vor … 3000 Jahren, als ich …“ und lachst. Bis dahin aber wird das wohl heißen: Der Mensch dachte und Gott … lachte“. Und ich stelle mir diesen Engel vor… Wie stellst Du Dir Engel vor? (…) Ich stelle mir diesen … Engel vor, der Josef traumhaft zur Seite nimmt und … gleich sieben spannende (oder auch wunde) Punkte bei Josef berührt:        

 

  1. DIE HERKUNFT: Du bist doch ein Sohn Davids
  1. DIE BEFINDLICHKEIT: Hab doch keine Angst!
  1. DIE HANDLUNGSANW.: Nimm Maria zu dir!
  1. DIE ERKLÄRUNG: Das Kind ist vom Heil. Geist
  1. DER AUSBLICK: Jesus soll es heißen. Er wird

      sein ganzes Volk von seinen Sünden retten.

  1. DIE DEUTUNG: Das passiert, damit Gottes Wort

      erfüllt wird.

  1. DER RÜCKVERWEIS: So steht es schon beim

      alten Propheten Jesaja

 

Siebenmal ganz schön starker Tobak. Und was macht Josef? Streckt sich und murmelt: „Boah! Mal wieder echt mies geträumt!“ … Nein, da steht ganz lapidar: „Da tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte!“ (Im Traumerleben übrigens noch „EIN Engel des Herrn!“) à WIE BEFOHLEN, HERR!

Und all das mündet knapp 9 Monate später in den mächtigen Lobgesang über den Feldern von Bethlehem von 1000en Kollegenengeln von „diesem Traumengel da“– immerhin (ich habe mal GOSCHEN im östl. Nildelta angegeben bei Google-Earth. Da liegt heute die Stadt Port Said) Immerhin Luftlinie rund 40 km Kilometer näher dran (283 / 326) am ägyptischen Asyl als Nazareth.

Und doch in unmittelbarer Nähe zu Jerusalem, wo König Herodes bald anfangen würde zu geifern und zu eifern und seine brutalen Mordpläne zu schmieden mit 100en männlicher Kleinkinder als „Kollateralschaden“!!!. Nein, Gott kennt Dein und mein Morgen. Uns bleiben nur die Rückblenden, die aufrüttelnd, bedrohlich, traurig oder auch klärend sein können. Und wird – vielleicht irgendwann - Heilung von Vergangenheit gewährt. Und das Erleben Seiner Gegenwart im JETZT…

Deshalb ein Moment der Stille an dieser Stelle, weil Gott sich aus Liebe in unsere Gedanken und Träume, in Begegnungen und Erlebnisse einmischen möchte – wie nur ER das kann.           

 

Gönnen Sie sich doch jetzt nach dem Lesen einen Moment der hörenden Stille!

 

Und der Friede Gottes, der höher ist …


EINEN HERZLICHEN GRUß ZUM CHRISTFEST!
Ihr Guido Kohlenberg

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