Eine weibliche Stimme aus dem Gefolge von Jesu
©2022 Friedrich Gasper
Wenn man den Bericht von Lukas so liest, könnte man meinen, dass unter dem Gefolge von Jesus nur wenige Frauen waren. Aber obwohl Lukas nur drei von uns namentlich erwähnt, waren wir doch wesentlich mehr. Und nicht jede von uns ist zu Jesus gekommen, weil er, wie zum Beispiel bei Maria Magdalena, Johanna und Susanne, böse Geister bei uns ausgetrieben hatte. Bei mir lief das ganz anders und am Anfang alles andere als glatt. Davon will ich Euch erzählen.
Eine Stimme aus der zweiten Reihe
©2021 Friedrich Gasper
Ich heiße Baruch und war jahrelang Schreiber des Oberzöllners Zachäus in Jericho. In dieser Position bekommt man so einiges mit, was in den Berichten der Evangelisten in der Regel nicht erwähnt wird. So ist das nun mal im Leben. Wir Leute aus der zweiten Reihe haben zwar die Arbeit, aber werden trotzdem kaum wahrgenommen. Eine Ausnahme ist vielleicht mein Urahne Baruch, der vor 600 Jahren Schreiber des Propheten Jeremias war. Er wird wenigstens an mehreren Stellen der Bibel erwähnt.
Mein Chef Zachäus ist zwar kein berühmter Prophet, aber trotzdem ein sehr interessanter Mann. Besonders spannend finde ich seine Beziehung zu dem berühmten Rabbi Jesus von Nazareth. Lukas hat nur knapp darüber berichtet. Meine Erinnerungen stellen die Ereignisse nun aus der Sicht eines neutralen Beobachters dar.
©2021 Friedrich Gasper
In Kafarnaum nannte man uns die fünf Chaverim. Chaverim ist hebräisch und heißt Freunde. Wir waren eine ganz besondere Clique. Sie werden wahrscheinlich sagen, dass jede Clique natürlich von ihrer Einzigartigkeit und ihrer Besonderheit überzeugt ist. Es wird Sie daher nicht wundern, wenn ich das auch von unserer Clique behaupte. Aber lesen Sie erst unsere Geschichte, und beurteilen Sie dann, ob ich recht habe oder nicht.
In Kafarnaum fielen wir dadurch auf, dass wir fünf Freunde waren, die, von außen betrachtet, nicht zueinander passten. Unsere einzige Gemeinsamkeit bestand darin, dass jeder von uns in der bürgerlichen Gesellschaft als Außenseiter betrachtet wurde. Dabei waren wir doch einfach nur fünf sehr unterschiedliche Typen, die sich aber hervorragend ergänzten.
©2021 Friedrich Gasper
An- und Einsichten eines Betroffenen
Mein Name ist Lazarus. Sie kennen mich sicher aus der Bibel. Da gibt es allerdings zwei Personen mit diesem Namen. Ich bin der aus Betanien, wo ich mit meinen Schwestern Maria und Martha gelebt habe. Das ist schon ein paar Jahre her (mehr als 2000). Wir waren damals, und sind es noch heute, mit Jesus von Nazareth befreundet. Meine Schwester Martha war für die damalige Zeit ungeheuer fortschrittlich, eine richtige Powerfrau, die alles fest im Griff hatte, auch Maria und mich. Maria war dagegen weniger an den praktischen Problemen des Alltags gelegen. Sie interessierte sich mehr für geistige Dinge, vor allem seit Jesus, als er wieder einmal mit seinen Freunden bei uns einkehrte, ihr ausdrücklich erlaubt hatte, sich zu uns in der Kreis seiner Schüler zu setzen. Das war damals für eine Frau schon so etwas besonderes, dass der Lukas sogar später in seinem Evangelium noch davon berichtete
©2021 Friedrich Gasper
Meinen Namen werde ich ihnen aus guten Gründen nicht nennen. Nur so viel sei gesagt, dass ich einer der zehn Aussätzigen bin, die von Jesus geheilt wurden. Sie kennen wahrscheinlich die Geschichte aus dem Bericht von Lukas. Ich bin nicht der eine der nach der Heilung zurückkehrte um sich zu bedanken. Nein, ich bin einer der neun anderen. Bevor Sie mich, wie die meisten, jetzt in Bausch und Bogen verurteilen, hören Sie sich bitte meine Version der Geschichte an und urteilen erst dann, wenn Sie alle Fakten kennen.
Angefangen hat es damit, dass ich eines Morgens einen kleinen, harmlos aussehenden, weißen Fleck auf meiner rechten Hand entdeckte. Meine Frau meinte: „Das musst du unbedingt Levi zeigen. Das könnte Aussatz sein.“