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von Pfrarrerin Sonja Mitze

Predigttext: Mt 17,1-9

1 Und nach sechs Tagen anahm Jesus mit sich Petrus und Jakobus und Johannes, dessen Bruder, und führte sie allein auf einen hohen Berg.
2 aUnd er wurde verklärt vor ihnen, und bsein Angesicht leuchtete wie die Sonne, und seine Kleider wurden weiß wie das Licht.
3 Und siehe, da erschienen ihnen Mose und Elia; die redeten mit ihm.
4 Petrus aber antwortete und sprach zu Jesus: Herr, hier ist gut sein! Willst du, so will ich hier drei Hütten bauen, dir eine, Mose eine und Elia eine.
5 Als er noch so redete, siehe, da überschattete sie eine lichte Wolke. Und siehe, eine Stimme aus der Wolke sprach: aDies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe; den sollt ihr hören!
6 Als das die Jünger hörten, fielen sie auf ihr Angesicht und fürchteten sich sehr.
7 Jesus aber trat zu ihnen, rührte sie an und sprach: Steht auf und fürchtet euch nicht!
8 Als sie aber ihre Augen aufhoben, sahen sie niemand als Jesus allein.
9 Und als sie vom Berge hinabgingen, gebot ihnen Jesus und sprach: Ihr sollt von dieser Erscheinung aniemandem sagen, bis der Menschensohn von den Toten auferstanden ist.

Gott schenke uns ein offenes Wort für unser Herz und ein offenes Herz für sein Wort. Amen.

Liebe Schwestern und Brüder!

ISechs Tage ist es also her, dass Jesus angefangen hatte, die Seinen auf den Weg vorzubereiten, der nun vor ihm liegt: der Weg nach Jerusalem, der Weg ins Leiden, der Weg in den Tod. Sie hatten ihn nicht verstanden. Nicht mal Petrus, der ihm am nächsten war. Der hatte Jesus beiseite genommen und seinen Widerstand gegen diese Ankündigung kundgetan – und sich damit eine harsche, wütende Abfuhr von Jesus eingefangen. Und dann hatte Jesus versucht, ihnen zu erklären, dass er auch sie nicht vor Leid und Schmerz würde bewahren können. Sechs Tage, in denen Jesus klar geworden sein muss, dass es ein einsamer Weg werden würde, denn auf das Verständnis seiner Jünger konnte er nicht zählen. Wer sich mit Zahlen in der Bibel auskennt, der weiß, dass diese Zahl eng mit dem Menschen verbunden ist, der am 6. Tag erschaffen wurde. Und am Karfreitag wird es die 6. Stunde sein, in der eine Finsternis hereinbricht. Wenn wir also ausdrücklich auf die 6 Tage aufmerksam gemacht werden, können wir davon ausgehen, dass eine eher düstere Stimmung unter den Jüngern herrschte, die in ihrer menschlichen Sichtweise auf die Dinge gefangen waren. Und Jesus? - Ob er sich wohl gefragt hat, woher er die Kraft nehmen sollte, seinen Weg durchzustehen, wenn er auf die Unterstützung seiner Freunde offenbar nicht zählen konnte?

Eine Aus-Zeit muss her, ein Ort, um sich neu auszurichten, um wieder ins Lot zu kommen, wenn möglich Gewissheit zu finden. Und Jesus findet diesen Ort. Berge waren von je her Orte der Gottesbegegnung. Orte, wo Himmel und Erde sich berühren. Mose hatte die Gebote auf dem Berg Sinai empfangen. Auch der Prophet Elia war Gott auf einem Berg, dem Horeb begegnet. Und ist das verwunderlich? Wenn wir schon mal auf einem Berggipfel gestanden haben, dann wissen wir um den Weitblick, den wir dort haben. Die Enge, ja vielleicht auch Engstirnigkeit, mit der wir sonst zu kämpfen haben, fällt ein Stück weit von uns ab. Die täglichen Pflichten und Aufgaben, die uns in Atem halten, können wir für einen Moment hinter uns lassen, um wieder frei durchatmen zu können. Und aus der Distanz einer höheren Perspektive, können wir Dinge leichter überblicken; sortieren, was wirklich wichtig ist. Zur Ruhe kommen, zu Gott kommen und damit zu uns selbst kommen.

Jesus geht diesmal nicht allein. Er nimmt Petrus und die Brüder Jakobus und Johannes mit, seine drei engsten Vertrauten, die ihn auch im Garten Gethsemane, in den Stunden seines tiefsten Ringens mit Gott, begleiten werden.

Diese drei werden nun Zeuge seiner höchsten Gotteserfahrung. Wenn man Gott begegnet, dann verändert einen das. Jesus wird vor ihren Augen verwandelt, verklärt. Die göttliche Klarheit durchströmt ihn mit einer solchen Kraft, dass es sogar für die menschlichen Augen seiner Begleiter sichtbar wird: Sein Gesicht strahlt wie die Sonne – ganz so wie Moses Gesicht strahlte, nachdem er mit Gott geredet hatte. Selbst seine Kleidung fing an weiß zu leuchten, als bestünde sie aus Licht. Es ist dieselbe Kraft Gottes, die das Licht erschaffen und die Schöpfung ins Leben gerufen hat. Pure Energie, aus der sich das geformt hat, was wir Materie nennen. Und nun macht Jesus am eigenen Leib die Erfahrung: Er ist nicht identisch mit seinem Körper. Ja, er hat einen Körper, und doch ist er so viel mehr als das. Es ist, als bräche nun sein eigentliches Wesen aus ihm hervor, als würde endlich sichtbar, was wirklich in ihm steckt. Es ist ein Moment äußerster Klarheit, in dem Jesus ohne Zweifel die Wahrheit über sich und seine Bestimmung zu sehen vermag. Wer bin ich wirklich? Und warum bin ich hier? – Wenn man das erkennt, dann ist es, als würden alle Puzzleteile, die bislang voller Chaos herumgelegen und keinen Sinn ergeben haben, plötzlich an die richtige Stelle fallen. Man kann plötzlich das große Ganze sehen und Frieden schließen mit dem, was war, denn man weiß: das alles hat mich hierher, an diesen Punkt gebracht.

Und wenn Jesus noch irgendeinen Zweifel an seiner Mission gehabt hat, so darf er sie im Gespräch mit Mose und Elia ausräumen. Die Vertreter der beiden Säulen jüdischer Überlieferung - Tora und Propheten - reden mit ihm.

Petrus schlägt Jesus vor, Hütten zu bauen und dort zu bleiben. Verständlich, denn solche außerordentlichen Erlebnisse, in denen man Gottes Licht so unmittelbar erfahren kann, möchte man am liebsten festhalten. Aber in dem Moment, wo wir das versuchen, ist der Moment auch schon vorüber. Gottes Herrlichkeit lässt sich nicht festhalten, sein Licht lässt sich nicht einsperren oder konservieren. Wenn wir es versuchen würden, würde es erstarren und wäre nicht mehr lebendig.

Und im Grunde müssen wir diese Erlebnisse auch nicht festhalten. Sie dienen uns dazu, Erfahrungen zu machen, die für unseren weiteren Weg wichtig sind. Jesus wird nicht in spirituellen Höhen verweilen. Dazu ist er nicht auf die Erde gekommen. Er wird seinen Weg nach Jerusalem fortsetzen. Und das wird ihm gerade deshalb möglich, weil er auf dem Berg der Verklärung Gewissheit über seine Person und seinen Auftrag erfahren hat. Das, was am Anfang seines Wirkens, bei seiner Taufe begann, wird nun noch einmal bestätigt: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Den sollt ihr hören!“ Und das, was Jesus den Seinen immer wieder mit auf den Weg gegeben hat – in Worten und in Taten – ist dies: dass auch wir geliebte Kinder Gottes sind, Licht der Welt, zur Freiheit berufen. Wie genau wir diese Berufung leben, das wird sich für jede und jeden von uns anders darstellen. Aber wir dürfen gewiss sein: Gott sorgt dafür, dass wir alles zur Verfügung haben, was wir brauchen, um unsere Berufung zu leben. Deshalb sind unsere Begabungen ein guter Hinweis darauf, wo wir anfangen können zu suchen, wenn wir noch nicht so recht wissen, wie wir unsere Berufung ausgestalten könnten.

Moses Aufgabe bestand z.B. darin, sein Volk in die Freiheit zu führen, raus aus Sklaverei, in der Menschen andere gefangen halten, raus aus der Angst des Menschen vorm Menschen. Auch Elias Aufgabe war es, sein Volk zu befreien, doch diesmal von der Furcht vor Göttern und Götzen. Und Jesus wird den Weg der Menschen zu Gott frei machen – und damit den Weg des Menschen zu seinem wahren Selbst als Kind Gottes.

Da, wo wir unser wahres Menschsein leben, wo wir wahrhaftig sind in dem, was wir tun, wo wir frei werden davon, die Erwartungen der anderen erfüllen zu müssen, frei werden von unseren Ängsten, frei von unseren Verurteilungen, frei von unseren Verletzungen, frei von Schuldzuweisungen, da wird sich mehr und mehr Gottes lichtvolle Kraft auch in uns Bahn brechen. Das ist es, meiner Meinung nach, was Paulus damit meint, wenn er sagt: ihr seid mit Christus gestorben. Ja, der alte Mensch, der wir mal waren, den gibt es dann nicht mehr. Wir haben uns gehäutet, vieles geklärt, haben Ballast abgeworfen und sind so zu einem anderen Menschen geworden, vielleicht kaum wiederzuerkennen, so wie man in einem Schmetterling kaum noch die alte Raupe erkennt. Und so wie wir mit in Jesu Tod hineingenommen sind, so sind wir auch mit hineingenommen in seine Auferstehung: Gottes Einladung zu einem neuen Leben in der Klarheit seines Lichts, in Wahrhaftigkeit und Integrität. Das wird uns Leid und Schmerz, ja auch den Tod nicht ersparen. Doch ich bin davon überzeugt, dass es uns helfen wird, dort hindurchzugehen, weil wir die Gewissheit haben, dass uns all das niemals von der Kraft Gottes, seinem Licht und seiner Liebe, die uns innewohnt, trennen kann.

Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.

Die Jünger fürchten sich, als sie die Stimme Gottes hören. Frei von Angst sind sie noch lange nicht – und werden es wohl auch nie werden. Selbst Jesus nicht. In Gethsemane wird er mit seiner Angst ringen. Aber er wird sich dazu durchringen, durch sie hindurchzugehen; seinen Weg nicht von ihr bestimmen lassen. Und er wird ihm deshalb gelingen, weil er diesen Moment der Klarheit hatte, weil Gott ihm sein wahres Sein gezeigt hat, dass ihm nichts und niemand nehmen kann. Ein Stück Ostern mitten im Leben.

DENN DER FRIEDE GOTTES, DER HÖHER IST ALS ALLE VERNUNFT, WIRD UNSERE HERZEN UND SINNE IN CHRISTUS JESUS BEWAHREN Amen

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Pfarrerin
Sonja Mitze

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