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von Pfrarrer i.P. László Szilágyi (Evangelische Kirchengemeinde Bitburg) Laszlo Szilagyi

Predigttext     Epheser 2,4-10

Der reiche Gott
„4-5 Aber Gottes Barmherzigkeit ist groß. Wegen unserer Sünden waren wir in Gottes Augen tot. Doch er hat uns so sehr geliebt, dass er uns mit Christus neues Leben schenkte. Denkt immer daran: Diese Rettung verdankt ihr allein der Gnade Gottes. 6 Er hat uns mit Christus vom Tod auferweckt, und durch die Verbindung mit Christus haben wir schon jetzt unseren Platz in der himmlischen Welt erhalten [1]. 7 So will Gott in seiner Liebe, die er uns in Jesus Christus erwiesen hat, für alle Zeiten die überwältigende Größe seiner Gnade zeigen. 8 Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod gerettet worden. Das ist geschehen, weil ihr an Jesus Christus glaubt. Es ist ein Geschenk Gottes und nicht euer eigenes Werk. 9 Durch eigene Leistungen kann ein Mensch nichts dazu beitragen. Deshalb kann sich niemand etwas auf seine guten Taten einbilden. 10 Was wir jetzt sind, ist allein Gottes Werk. Er hat uns durch Jesus Christus neu geschaffen, um Gutes zu tun. Damit erfüllen wir nun, was Gott schon im Voraus für uns vorbereitet hat.“ (Hoffnung für Alle)

Predigt

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen. Amen.

Liebe Gemeinde, liebe Freunde,

Ich weiß es heute noch wie sehr mein Vater nach dem er in den Ruhestand gegangen ist, mit sich unzufrieden war. Denn – wie er meinte – konnte er nicht nachweisen wie viele Menschen während seiner vierzig jährigen Pfarrerdienst bekehrt haben. Damals - ich war zwar kein Kleinkind mehr - konnte ich nicht so richtig nachvollziehen, was er bemängelt hat.

Nach einigen Jahren die ich inzwischen auch hinter mir habe, verstehe ich schon, was damals gemeint war. Wir leben in einer leistungsorientierten Welt. Der Wert eines Menschen zeichnet sich durch seine Leistung aus. Wenn sie mich fragen finde ich diese Philosophie auch dann fürchterlich, wenn ich selber weiß, dass ohne Arbeit kein Brot auf dem Tisch landet.

Der vorgelesene Text löste schon in dem 16. Jahrhundert zur Zeit der Reformation eine große theologische Debatte aus, der seither immer wieder diskutiert wird. So ist dieser Text einer von vielen, über die die Theologen sehr vorsichtig diskutieren, gar eine Klärung zu meiden versuchen.

Luther kämpfte selbst mit der Frage wer der Mensch ist, wer Gott ist, was Gott von uns Menschen erwartet, und mit 20 Jahre stellte er fest: das kann allein die Bibel beantworten. So fing er an – nach eigener Angabe – sich mit Verspätung mit der Bibel gründlich zu beschäftigen um Antworten zu finden.

Nur als Kuriosität möchte ich erwähnen, dass die Reformierte Kirche in meiner Heimat einer Weile „Nach den Evangelien Reformiert Reformierte Kirche“ hieß. Mir war es sehr sympathisch als ich das zum ersten Mal gehört habe. Denn Reformen leiten auch politische Richtungen an. Die Gemeinde Jesu soll seine Reformen aber vorwiegend nach den Anweisungen der Bibel einrichten.

So fanden die Reformatoren drei Grundlagen aus der Lehre aus dem Vorgelesenen Text, die ich heute uns kurz erleuchten möchte:

  1. Wegen unserer Sünden waren wir in Gottes Augen tot.
    An dieser Stelle möchte ich sofort festlegen: wir reden nicht über den Tod, wo der Mensch nicht mehr atmet, wo das Herz nicht mehr schlägt.
    Im biblischen Sinn ist hier über den Tod die Rede, was die Machtlosigkeit, Ohnmacht, Ratlosigkeit, Ausgeliefert-Sein der Menschen widerspiegelt. Denn der Mensch lebt mit der angeborenen Sünde, und kann sich dagegen nicht wehren.
    Ich kann es mir ungefähr so vorstellen: Gott hatte uns bei der Schöpfung die ganze Welt, mit seiner ganzen Schönheit und Verantwortung zur Verfügung gestellt. Am Ufer eines Flusses fuhr aber ein Boot vorbei. Aus diesem Boot hat uns jemand – der Böse – angesprochen und versprach uns etwas Machtvolleres, Schöneres zu zeigen gar zu geben, wenn wir ins Boot steigen. Und der Mensch ist ins Boot gestiegen. In dem Moment hat der Böse ihn mit Ketten an das Paddel gefesselt. Seitdem ist der Mensch machtlos, ratlos, ohnmächtig. Er paddelt in der vom Bösen angegebene Richtung, ob er es möchte oder nicht. Er kann sich einfach nicht befreien. Im biblischen Sinn ist der Mensch „in Gottes Augen tot“. Er kann an nichts anderes denken als an sich selbst, er ist einfach Gefangener seines Eigens. Und solange er sich nicht entfesseln lassen möchte wird er auch nicht frei.
    Es soll dir selbst lästig sein gefesselt zu leben, denn Gott kommt zu dir, wenn du ihn darum bittest mit der Gewissheit, dass er dich retten kann: „Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod gerettet worden. Das ist geschehen, weil ihr an Jesus Christus glaubt“.
  2. Doch er hat uns so sehr geliebt, dass er uns mit Christus neues Leben schenkte. Denkt immer daran: Diese Rettung verdankt ihr allein der Gnade Gottes...Denn nur durch seine unverdiente Güte seid ihr vom Tod gerettet worden...Durch eigene Leistungen kann ein Mensch nichts dazu beitragen.
    Wie schön ist es, dass die Geschichte mit dem ersten Punkt nicht zum Ende ging. Denn Gott hat uns so sehr geliebt, dass er unsere Ohnmacht nicht Tat los anschauen wollte. Er hat sich entschieden uns zu retten. Das war unsere einzige Chance. Der Mensch meint zwar manche Dinge zu seiner eigenen Rettung unternehmen zu können, diese scheitern aber immer wieder. Die zeigen auf der irdischen Welt nicht mal eine bedeutende Wirkung.
    Ein Bettler ging einmal im Monat mit seinem erbettelten Geld in ein Restaurant zu essen. Er sammelte Tage lang sein Geld, einmal im Monat etwas Leckeres, warmes in dem Restaurant essen zu können. Eines Tages kam er wie gewohnt im Restaurant an, setzte sich zum Tisch, bestellte aber nichts. Als der Kellner mit dem gewohnten leckeren Menü zu ihm kam wollte er es ablehnen mit der Begründung, er habe kein Geld. „Es ist alles für immer bezahlt. Von nun an brauchst du keine Gedanken mehr zu machen. Wenn du essen möchtest komm einfach vorbei“ - antwortete der Kellner, und zeigte in die Richtung, wo die Person saß, die Geld für die Ernährung des Bettlers im Voraus bezahlt hatte.
    Um bei dem Bild vom Anfang zu bleiben: Jesus ist als Retter an uns getreten, hat uns befreit, hat die Ketten abgenommen. Nun, dürfen wir aber selber aufstehen, und das vom Bösen gesteuerten Boot verlassen, und wieder als fröhlicher, freier Mensch zu leben. Der Bettler muss schon selbst essen gehen, denn seine jeweilige Mahlzeit ist für immer bezahlt.
    Jesus hat jedes Mal wo er Kranken geheilt hatte zwei Sachen gesagt: erstens, sagte er immer „deine Sünden sind dir vergeben“ und zweitens forderte er den Geheilten, die Geheilte auf: „Steh auf, und geh…!“.
    Ja, es handelt sich um ein Geschenk - „Es ist ein Geschenk Gottes“ - was wir von Gott durch die Zustellung von Jesus Christus bekommen haben. Macht dieses Geschenk auf, freuet euch auf das was Er für uns getan hat.
  3. Er hat uns durch Jesus Christus neu geschaffen, um Gutes zu tun. Damit erfüllen wir nun, was Gott schon im Voraus für uns vorbereitet hat.
    Wir sind nicht so gut um gerettet werden - uns selbst befreien - zu können, denn wir würden diesen Verdienst nie erreichen können. Sondern, wir sind gerettet und damit können wir gut genug sein, um für die Ehre unseres Herrn und zur Freude anderer Menschen zu leben.
    Gott hat den Menschen schon bei der Schöpfung ein klares Ziel vorgegeben: Ihn zu lieben, zu loben, ihm zu dienen und die Welt zu pflegen. Dies hat er durch das doppelte Gebot der Liebe durch Jesus wiederholt: „29b Der Herr ist unser Gott, der Herr allein. 30 Ihr sollt ihn von ganzem Herzen lieben, mit ganzer Hingabe, mit eurem ganzen Verstand und mit all eurer Kraft.‹ [4] 31 Ebenso wichtig ist das andere Gebot: ›Liebe deinen Mitmenschen wie dich selbst.“ (Markus 12,29,31) Hier ist auch die Rheinfolge sehr wichtig. Denn das ist das, „was Gott für uns im Voraus für uns vorbereitet hat“.
    Und damit sind wir da angekommen, wo wir begonnen haben: Wer sind wir, wer ist Gott, und was erwartet er von uns Menschen?
    Muss der Mensch eine Leistungsmaschine sein um für sich eine würdige Zukunft sichern zu können? Gewiss nicht. Der Mensch hat durch Jesus Christus das Beste - durch die Verbindung mit Christus haben wir schon jetzt unseren Platz in der himmlischen Welt erhalten – und nun darf der Mensch aus lauter Dankbarkeit so leben, dass er damit seine Ehrfurcht Gott gegenüber zum Ausdruck bringt, und anderen Menschen zur Freude dient.

Amen

Digitale Kollekte

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Herzlichen Dank für die Unterstützung.

Mit brüderlichem Gruß

László

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